Zu Besuch beim Kartoffel-König

Von Anne Sperling (Klasse 10/2)
Gastredakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Am 30.4.2013 unternahmen wir, die Französischkurse der 10. Klassen, eine Exkursion zum Schloss „Sans Souci“. Wir hatten uns bereits im Unterricht mit dem Thema „Deutsch-Französische Beziehungen“ beschäftigt. Unter anderem auch mit der Freundschaft zwischen Voltaire und Friedrich dem  Großen. Aufgrund dieser Beziehung unternahmen wir nun die Exkursion.
Als wir nach der Zugfahrt endlich in Potsdam ankamen, trennte uns nur noch ein kurzer Fußmarsch von diesem 300 Hektar großen Park. Unsere Gruppe ging durch einen unscheinbaren Eingang und da sahen wir es:  das Lieblingsschloss Friedrichs des Großen, „Sans Souci“. Das wohl am meisten fotografierte Motiv Brandenburgs stand nun pompös auf einem mit Wein bepflanzten Berg vor uns. Um den riesigen Springbrunnen mit der 10 Meter hohen Fontaine versammelten sich Menschenscharen und fotografierten, was die Speicherkarte hergab. Nach einem kurzen Bestaunen der unmittelbaren Umgebung teilten uns unsere Lehrer mit, dass wir nun den Berg hinauf zum Schloss gehen würden.
Entgeisterte Gesichter! Sollten wir uns wirklich die 132 steilen Stufen hinaufschleppen? Wenn ja, brauchten wir, oben angekommen, ein Sauerstoffzelt. Aber glücklicherweise führten sie uns zu einem Weg, der ein Erreichen des Plateaus auch ohne Stufen und zusätzlicher Beatmung ermöglichte.
 

Das wahrscheinlich meist abgelichtetste Motiv.
Das wahrscheinlich meist abgelichtetste Motiv

 
Oben angekommen, genossen wir die Aussicht über den riesig wirkenden, jedoch kleinen Teil des Parks.  Wir verschnauften kurz und weiter ging es zu den „Neuen Kammern“. Diese waren einst die Orangerie des Parks, wurden aber später zu einem Gästeschloss umgebaut. Das Gebäude steht in Mitten eines riesigen und kunstvoll gestalteten Gartens. Friedrich dem Großen war es zu Zeiten seiner Erbauung sehr wichtig, dass sein zukünftiger Schlosspark ein Zier- und Nutzgarten wird. Er liebte es, in seinem Schloss herum zu spazieren und hier und dort mal eine Traube oder Kirsche zu naschen. Im Gästeschloss angekommen trafen wir unsere Guides und nun erkundeten wir das Schloss in Kurse unterteilt weiter.
Unser Schlossführer erklärte uns, dass das Motto „ Sans Souci“,  zu Deutsch „ Ohne Sorge“, eine große Bedeutung für Friedrich den Großen hatte. Seine Kindheit war alles andere als sorglos. Unter der strengen Erziehung seines Vaters litt der Kronprinz sehr. So sehr, dass er im Alter von 20 Jahren mit seinem besten Freund flüchtete. Sie wurden jedoch abgefangen und festgesetzt. Als Insasse eines Gefängnisses musste Friedrich zusehen, wie sein bester Freund im Innenhof hingerichtet wurde.
Nach diesem traumatischen Erlebnis fügte er sich seinem Vater und heiratete auf dessen Wunsch eine Frau, welche er nie liebte. Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern hatte überraschenderweise keinen Zutritt zu  „Sans Souci“, denn der König fand, dass seine ungeliebte Frau und ein Leben ohne Sorge einfach nicht zusammen passten. Als „Entschädigung“ ließ er ihr ein eigenes Schloss bauen. Dieses lag aber so weit weg von seinem geliebten „Sans Souci“ wie nur möglich.
In seiner Potsdamer Sommerresidenz empfing der König Freunde und feierte mit ihnen bis spät in die Nacht hinein. Höhepunkte waren dabei die Querflötenkonzerte des Gastgebers, welche oft stundenlang die Menge unterhielten. Die Gastfreundschaft des Hausherrens spiegelte sich auch in dem Gästeschloss „Neue Kammern“ wieder.
Den Gästen muss es den Atem verschlagen haben, als sie die mit Blattgold und Marmor verzierten Wände, die Fliesen aus Italien und die aus feinstem Kristallglas gefertigten Kronleuchter in den Räumen erblickten.
Nach dem Rundgang im Gästeschloss, machte sich die Gruppe auf den Weg zu Friedrichs Gab. Zu unserer Überraschung war dieses mit Kartoffeln verziert. Warum? Zu seinen Lebzeiten wütete in Deutschland eine Hungersnot, und hätte Friedrich der Große die Knolle nicht eingeführt, so hätte dies dramatische Folgen für das ganze Land bedeutet. Neben der Grabplatte des ehemaligen Königs finden sich noch 11 weitere. Unter ihnen liegen seine besten Freunde begraben, die Windhunde.
 
Das Gruppenfoto
Das Gruppenfoto

 
Unser Exkursionstag neigte sich nun dem Ende zu. Nach kurzem Posieren für das Gruppenfoto liefen wir durch die „Wildnis“ des Parks, wie unser Guide immer wieder betonte, zum Ausgang. Mit dem Zug ging es dann zurück nach Angermünde.
Wir haben viel über den ehemaligen Preußenkönig erfahren, aber auch verstehen können, warum dieser Ort sein Lieblingsort war. Er wurde uns dabei nicht nur in seiner Herrscherrolle gezeigt, sondern ist uns auch als Mensch näher gebracht worden.

1 thought on “Zu Besuch beim Kartoffel-König

  1. Wirklich interessanter Beitrag. Die vielen Eindrücke und Informationen, die ihr gesammelt habt, hast du einfach und anschaulich zusammengefasst. Kann mich nun auch wieder dunkel daran erinnern, dass Friedrich II. auch Gegenstand unseres Geschichtsunterrichts war. Ohne die Exkursion ist bei mir allerdings nicht so viel hängen geblieben. 😉

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