Auf Umwegen zum Ziel (Teil 1)

Zwei Ehemalige erzählen, warum eine Auszeit nach dem Abitur für sie genau
das Richtige war

Von Andreas Schreiber und Lisa Krassuski (Abiturjahrgang 2006)
Gastredakteure bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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„Die Schulzeit ist die schönste Zeit des Lebens.“ Keine Frage, an diesem geflügelten Wort ist bestimmt etwas dran. Was aber auch stimmt: Die Schulzeit ist eine extrem stressige Zeit – vor allem, wenn es in Richtung Abitur geht. Spätestens ab der Sekundarstufe II steigt der Notendruck, und kurz vor Schluss kommt noch die Frage hinzu, was man nach dem Abitur machen möchte.
Es gibt Hunderte Möglichkeiten, das Angebot an Studiengängen ist riesig, hinzu kommen verschiedene Ausbildungsberufe und Wege, Theorie und Praxis zu verbinden.
Wir finden: Wer sich noch nicht sicher ist, welches Studium oder welche Ausbildung es nach der Schule sein soll, der kann sich ruhig etwas Zeit nehmen. Etwa, indem er oder sie sich in einem sozialen, kulturellen oder ökologischen Projekt engagiert. Uns hat diese Zeit dabei geholfen, die Vielfalt an beruflichen Richtungen zu erkunden – und aus den scheinbar unendlichen Möglichkeiten für uns die richtige zu finden.
Andreas berichtet:

Dass ich nach dem Abi Zivil- und nicht Wehrdienst machen wollte, war für mich klar. Vielmehr stellte sich mir die Frage, was ich genau tun möchte und vor allem – wo.

Nach einiger Recherche stieß ich auf den „Anderen Dienst im Ausland“, eine Art Zivildienst außerhalb Deutschlands. Das Programm überzeugte mich sofort. So ging ich wenige Monate später für ein Jahr nach Lille, eine Studentenstadt in Nordfrankreich.

Knapp sieben Jahre später kann ich ohne zu zögern sagen, dass dies eine der besten Entscheidungen meines Lebens war. Denn in dem Jahr habe ich nicht nur viel erlebt, eine Sprache fließend erlernt und gute Freundschaften geknüpft, ich habe auch gemerkt, was mir für meine Zukunft wichtig ist.

Im Anschluss daran habe ich mich für ein deutsch-französisches Wirtschaftsstudium entschieden. Neben dem Studium in Berlin und Paris konnte ich auch für ein französisches Unternehmen in London und Antwerpen arbeiten. Auf diesem Weg habe ich viel über mich selbst und andere Kulturen gelernt und die Bedeutung von Völkerfreundschaft erkannt.

Lisa erzählt:

Italien – für dieses  Land konnte ich mich schon lange begeistern. Der Entschluss, dort nach dem Abitur hinzugehen, war daher schnell gefasst. Außerdem war ich mir noch unsicher, was ich einmal studieren will: Journalistik oder doch Biologie? Etwas Zeit zum Nachdenken schien mir da perfekt zu sein.

Durch meine Schwester wurde ich auf den Europäischen Freiwilligendienst aufmerksam. Mit diesem Programm kann man in verschiedenen Projekten in ganz Europa arbeiten. Flug, Unterkunft und Sprachunterricht werden bezahlt, dazu gibt es sogar noch ein Taschengeld.

Sechs Monate lang arbeitete ich in Verona für eine Umweltorganisation. Toll daran war nicht nur, dass ich mit Freiwilligen aus der ganzen Welt zusammen lebte, eine neue Sprache lernte und an den Wochenenden durch Italien reisen konnte. Mir wurde in dieser Zeit auch klar, dass ich in meinem Studium nicht auf Naturwissenschaften verzichten will.

Ich habe dann schließlich Wissenschaftsjournalismus studiert, eine Kombination aus  Journalistik, Biologie, Chemie und Medizin. Das halbe Jahr in Italien hat mir bei der Entscheidung für diesen Studiengang geholfen.

Wer bin ich und wohin will ich in meinem Leben? Uns hat die Auszeit nach dem Abitur dabei geholfen, diese Fragen ein Stück weit zu beantworten. Und wir sind davon überzeugt: Wer mit sich hadert, welchen Weg er einschlagen möchte, macht mit einem Freiwilligendienst alles richtig.
Infoveranstaltung am Einstein-Gymnasium:
Wer Lust  hat, kann am Donnerstag, den 14. März, sehr gern zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung kommen. Nähere Informationen zur Uhrzeit und zum Raum werden wir vorher auf einem Aushang bekanntgeben.
Hilfreiche Links:                        
EVS (18 – 30 Jahre)
http://www.europeanvoluntaryservice.com/
Weltwärts (18 – 28 Jahre)
http://www.weltwaerts.de/ 
ASA (21 – 30 Jahre)
http://www.asa-programm.de/ 
Bundesfreiwilligendienst (ab 16 Jahren)
http://www.bundesfreiwilligendienst.de/ 
Freiwilliges Soziales Jahr (16 – 27 Jahre)
http://www.pro-fsj.de/
http://fsjkultur.de/
Freiwilliges Ökologisches Jahr (16 – 27 Jahre)
http://www.foej.de/

3 thoughts on “Auf Umwegen zum Ziel (Teil 1)

  1. Ich finde es toll, dass zwei Ehemalige ihre Erfahrungen mit uns Schülern teilen! Ich bin jetzt in der 11. Klasse und noch recht unschlüssig über das, was ich später mal machen will. Zwar habe ich Vorstellungen, aber diese driften ziemlich weit auseinander. Auch ich dachte schon darüber nach, nach der Schule ein Jahr auf Entdeckung (vielleicht auch Selbstfindung?) zu gehen. Eure Berichte haben mich in dieser Angelegenheit bestärkt und ich werde auf jeden Fall bei eurem Termin in der Schule anwesend sein! Danke, dass ihr sowas anbietet und eure Erfahrungen mit uns teilt!

  2. Ein schöner Erfahrungsbericht zweier Ehemaliger über die Möglichkeiten nach der Schulzeit. Ich persönlich finde es äußerst spannend, von ehemaligem Mitschülern zu hören, welche unterschiedlichen Wege sie nach der Schule eingeschlagen haben. Als ihr euer Abi gemacht habt, war ich gerade das erste Jahr auf dem Einstein-Gymnasium. Jetzt bin ich auch seit einem knappen Jahr aus der Schule raus. Vieles hat sich seitdem für mich verändert, von dem ich vor gut einem Jahr noch nicht ansatzweise geahnt hätte. Wo genau ich wohl sechs Jahren stehen stehen werde, vermag ich heute noch nicht vorauszusagen. Ich halte es aber trotzdem für sinnvoll, sich persönlich immer ein ungefähres Ziel zu setzen. Das kann man im Zweifel immernoch verwerfen oder wieder abändern. Eine Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen, Fähigkeiten und Stärken kann einen aber vor so mancher Sackgasse bewahren.

  3. Liebe Laura, Lieber Johannes,
    vielen Dank für eure Kommentare. Wir freuen uns, dass unser kleiner Bericht auf offene Ohren stößt und dass ihr unsere Idee mit eurer Resonanz bestärkt. Ich bin mir sicher, dass wir morgen Nachmittag eine interessante und anregende Diskussion erleben werden. Ich freue mich auf eure Fragen und hoffe, dass die morgige Veranstaltung die eine oder den anderen für einen Freiwilligendienst ermuntert.

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