Erst nach Schwedt und dann in die Walachei

Text: Marie Svarovsky (Kl. 9/2)
Redakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
—————————————————————————————————————————————————
Du gehst in die 8. Klasse. Es ist kurz vor den Sommerferien, also Ende des Schuljahres. Und da ist dieses eine Mädchen in deiner Klasse, in das du total verliebt bist. Sie hat bald Geburtstag und verteilt an alle Mitschüler Einladungen. Aber was machst du, nachdem du bemerkst, dass du als Einziger aus der gefühlt kompletten Schule nicht eingeladen bist? Genau, du klaust mit dem größten Asi der Klasse ein Auto, beschließt mit ihm zusammen quer durch Brandenburg bis in die Walachei zu fahren und alle so richtig neidisch zu machen.
Keine Angst. Diese Geschichte hat sich nicht an unserer Schule zugetragen, sondern wurde von Wolfgang Herrndorf geschrieben und unter dem Buchtitel „Tschick“ bekannt. Das Buch wurde bereits 2011 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und ist seitdem auch als Schullektüre sehr beliebt. Auch wir haben uns im Deutschunterricht teilweise bereits letztes Schuljahr mit Auszügen aus dem Buch beschäftigt. Vor wenigen Wochen hatten wir dann die Möglichkeit, endlich die gesamte Geschichte zu erleben. Die Uckermärkischen Bühnen Schwedt hatten nämlich eine Bühnenfassung von „Tschick“ auf die Beine gestellt, die wir uns nun ansehen konnten.
Am 20. April 2015 machten sich zwei achte und eine neunte Klasse unserer Schule auf den Weg ins Theater. Einige wussten kaum noch, wie die Handlung wirklich verläuft, andere hatten das komplette Buch bereits vorher gelesen. Darin geht es um den wohlstandsverwahrlosten 14-jährigen Maik, der sich selbst ziemlich langweilig findet. Andrej Tschichatschow (oder kurz Tschick), der zwar hochbegabt, aber ziemlich asozial ist, kommt neu in seine Klasse. Als sie im Sommer beide nicht zur Geburtstagsparty der beliebten Tatjana eingeladen sind, lernen sie sich jedoch erst wirklich kennen. Sie beschließen einen Roadtrip bis in die Walachei zu machen, denn Tschick besteht darauf, dass dort sein Großvater lebt. Also klauen sie einen Lada und machen sich auf den Weg in ein Abenteuer, auf dem sie verschiedensten Charakteren begegnen. Sie lernen ein Mädchen auf einer Müllkippe kennen, einen Mann, der sie im Wald fast erschießt oder eine Großfamilie, in der sie sich den Nachtisch durch Quizfragen erspielen müssen.
Als wir den kleinen Saal der UBS betreten, kann man von einem Roadtrip jedoch nicht viel erkennen. Dort stand kein Auto in der Mitte, sondern aufgebaut waren Podeste, die wie riesige Treppenstufen aussahen. Darauf lagen einige Autoreifen, sonst so gut wie nichts. Das gesamte Stück basierte viel darauf, sich das, was Protagonist Maik gerade beschrieb, vorzustellen. Dabei wurden viele Szenen wortwörtlich aus dem Buch übernommen, jedoch punkteten auch diese in beiden Fassungen durch eine humorvolle Umsetzung. Von vier Schauspielern wurde das komplette Stück und alle seine Figuren charmant dargestellt. Es wurden tolle Musikstücke und Dialoge eingebaut und auch ohne viele Requisiten und Bühnenbilder war die Geschichte immer spannend anzusehen und zu hören. Vor allem die Sprache, die den Zeitgeist der Jugendlichen gut trifft und nicht peinlich oder gestellt wirkt, machte das Stück so witzig. Auch Tage später konnten wir wieder lachen, wenn wir uns noch einmal gegenseitig von den lustigsten Szenen und Gesprächen im Stück erzählten.
Insgesamt bereitete uns der Besuch im Theater allen viel Spaß. Die Geschichte ist trotz ihres Humors immer noch eine großartige Geschichte über Freundschaft, Erwachsenwerden und herauszufinden, was einem wirklich wichtig im Leben ist. Alle, die jetzt auch Lust haben, mehr über Tschick und Maik zu erfahren, können entweder ins Theater gehen, das Buch von Wolfgang Herrndorf kaufen oder bis September dieses Jahres warten. Dann wird nämlich eine Filmversion im Kino erscheinen.
Wir bedanken uns beim Team der Uckermärkischen Bühnen Schwedt für diese witzige und spannende Aufführung und bei unseren Lehrern, die uns diesen Ausflug ins Theater ermöglicht und uns dorthin begleitet haben.
Trailer des erscheinenden Kinofilms: https://www.youtube.com/watch?v=ocoW7YfBfso

Schreibe einen Kommentar