Text: Luis Bormann (Kl.8/2)
Redakteur bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Lucas Zäske (Kl. 10/2)
Gastredakteur bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Was verbindest du mit dem 16. November 2016? Den Tag der Toleranz? Richtig und an diesem Mittwochabend fand eine Veranstaltung statt, welche den Anwesenden nicht so schnell wieder aus dem Kopf gehen wird. Eine Veranstaltung, die einem eine Gänsehaut hat bekommen lassen, weil es so emotional war. Es war die Verleihung der Angermünder Elle. Man braucht jetzt nicht zu glauben, dass an diesem Abend ein Arm verschenkt wurde. NEIN! Es war eine symbolische Elle aus Messing auf rotem Samt, die an Leute gerichtet ist, welche Angermünde zu einer friedlicheren und besseren Stadt machen. Was alle Nominierten gemeinsam haben ist, dass sie sich für Werte wie: GERECHTIGKEIT, SOLIDARITÄT, MENSCHLICHKEIT, TOLERANZ und RESPEKT einsetzen.
Die Verleihung startete im Ratssaal unseres Rathauses. Schon als man den Raum betrat, merkte man, welches große Interesse die Bürger aus Angermünde haben, aus unserer Stadt eine friedlichere zu machen, als sie es sowieso schon ist. Das Angermünder Bürgerbündnis hatte zusammen mit dem Bürgermeister Frederik Bewer und dem Präsidenten des Brandenburger Verfassungsgerichtes Jes Albert Möller die Angermünder Elle nach zehn Jahren wiederbelebt. Der Bürgermeister wurde bei dieser Veranstaltung tatkräftig von Christian Radloff vertreten. Die Angermünder Elle ist die einzige Preisverleihung, an der sich das Verfassungsgericht bisher beteiligt. Ich finde, auch das zeigt, wie wichtig es ist, Menschen, die ihr Engagement als selbstverständlich sehen, zu danken. Auch das war ein Grund, weshalb alle Nominierten eingeladen wurden.
Nach der Begrüßung von Christian Radloff sang Marie Svarovsky „An meinen Nächsten“ und Herr Mehnert (Mathe- und Musiklehrer am Einstein-Gymnasium Angermünde) begleitete sie auf dem E-Piano. Herr Rall erzählte den Anwesenden kurz etwas über die lange Geschichte der Elle.
Fünfmal wurde sie vor 2016 vergeben: 2001, 2002, 2003, 2004, 2005. Und jetzt, 2016, endlich wieder! Wir wollen hoffen, dass wir auch in den nächsten Jahren mit dieser Preisverleihung rechnen können. Maria Michaelys und Skadi Pest trugen danach einen Text, mit dem Titel „ERMUTIGUNG“, von Wolf Biermann vor.
Dann folgten die Vorstellungen, der Nominierten:
– Das Ehrenamtsteam der Berliner Straße kümmert sich um die Bewohner der dortigen Asylunterkunft. Sie schenken ihnen Aufmerksamkeit, lernen mit ihnen Deutsch, begleiten sie bei alltäglichen Dingen und helfen ihnen, sich in unserer Kultur und Gesellschaft zurecht zu finden.
– Die Schülergruppe des Einstein-Gymnasiums „Von den Rechten lassen wir uns keine kleben“. Sie umfasst über 80 SchülerInnen, die sich engagieren, dass Angermünde nicht von rechtsextremistischen und fremdenfeindlichen Aufklebern verschluckt wird.
–Doris Diller engagiert sich sehr für Flüchtlinge aus Kamerun und verschafft ihnen Ausbildungsplätze.
– Was würde Angermünde ohne Herr Rall (Religionslehrer am Einstein-Gymnasium Angermünde) machen? Ich kann nicht an einer Hand abzählen, welch großes Engagement er in Angermünde leistet. Ob es das Begegnungscafé oder seine Initiativen gegen Rassismus sind.
-Die Projektgruppe „One Billion Rising“, die gegen Gewalt an Frauen und Kindern ist, holte den Protesttanz am 14. Februar 2015 erstmals nach Angermünde.
–Vera Tollkamp steht, trotz ihres Alters von 78 Jahren, für Nachbarschaftshilfe und geht auf Ausländer zu. Sie erkundigt sie sich nach dessen Ergehen und schenkt ihnen mit einer sagenhaften Selbstverständlichkeit Aufmerksamkeit.
–Das Ehepaar Arij und Oliver Schwers aus Günterberg engagieren sich freiwillig als Helfer, um Sprachbarrieren zu überwinden und Flüchtlingen zu helfen. Besonders Frau Schwers: Sie kommt aus Tunesien und spricht Arabisch. Sie half sogar schon einer Schwangeren bei der Geburt, um ein ordentliches Verstehen auf beiden Seiten zu gewährleisten.
–Warif Wely ist ein Flüchtling aus Syrien, der sich auf vielfältige Weise in Angermünde engagiert. Er kommt trotz seiner noch nicht perfekten Deutschkenntnisse in Schulen. Mit großem Mut beantwortet er dort die nicht immer einfachen Fragen. Er hilft zudem bei vielen Ämtern, bei Übersetzungen im Begegnungscafé und bietet einen Arabischkurs und syrische Kochkurse an der Volkshochschule an.
– Eine Gruppe von SchülerInnen des Religionsunterrichts der Klasse 10/4 am Einstein-Gymnasium Angermünde. Sie engagieren sich unter anderem im Kampf gegen Atomkraft, wirken bei den Kranichfaltaktionen im Kloster mit, putzen die Stolpersteine und sind bei vielen anderen Aktionen mit dabei.
-Eine anonyme Frau, die mit einem von ihr verfassten Text auf die selbstzerstörerische Gewalt junger Menschen aufmerksam machen wollte.
Diese Vorträge wurden mit der musikalischen Einlage von Marek Rapp (Präludium von Johann Sebastian Bach) und Richard Zimmermann mit „Ode an die Freude“ bereichert.
Obwohl es der Jury schwerfiel, eine Entscheidung zu treffen, entschieden sie sich für das Ehrenamtsteam der Asylunterkunft in der Berliner Straße und für die über 80 SchülerInnen der Gruppe „Von den Rechten lassen wir uns keine kleben.“
Alle Nominierten bekamen eine Urkunde, auf dem das von Frau Hahn (Kunst- und Deutschlehrerin am Einstein-Gymnasium Angermünde) entworfene Logo für die Angermünde Elle war. Für die Preisträger gab es jeweils eine Elle, die von dem Kunstschmied Wilfried Schwuchow angefertigt wurde. Am Ende fand noch ein kleiner Imbiss der Bäckerei Schreiber statt.
Die Veranstaltung war sehr emotional und berührend. Ich bedanke mich, dass so ein wichtiger Bestandteil in unserem Leben auch anerkannt wird. Ich bin sehr auf die nächste Verleihung gespannt, bei der neue engagierte Leute geehrt werden und ihr Handeln wertgeschätzt wird.