Von Maxi Sommerschuh (Kl. 9/2)
Redakteurin der Schülerzeitung InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Elend, Schmerz,Trauer, Tod. Das sind nur einige Dinge, mit denen tausende von Menschen im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück konfrontiert wurden. Das Leid, was diese Menschen erleben mussten, ist kaum vorstellbar. Etwas klarer wird es jedoch, wenn man den Ort des Geschehens besucht und sich in diese Zeit zurückgesetzt fühlt.
Genau das planten wir für unseren Wandertag und so wurde ein Bus nach Ravensbrück organisiert. Im Geschichtsunterricht hatten wir das Thema “Nationalsozialismus” noch nicht gehabt, doch im Religions- und LER-Unterricht hatten wir das Thema ausführlich behandelt. So brachen wir relativ erwartungsvoll zur Mahn- und Gedenkstätte nach Ravensbrück auf.
Das erste, was wir – schockierenderweise – sahen, war, dass sich unmittelbar vor dem Konzentrationslager eine Jugendherberge befand. Als Begründung nannte man uns, dass dort Jugendliche unterkamen, die mehrere Tage in dieser Mahn- und Gedenkstätte verbringen, um sie besser kennenlernen und Zeitzeugen zu treffen.
“Die Begegnung mit Jugendlichen und Zeitzeugen wird hier gefördert”, erklärte uns der Mann, der uns durch Konzentrationslager führte. “Die Diskussion, ob das nicht unmoralisch ist, besteht gar nicht mehr.” Dieser Meinung wollte ich mich nicht anschließen, da ich es schon ziemlich unmoralisch fand, dass Jugendliche in einem Haus untergebracht waren, von dem kaum hundert Meter entfernt Menschen schreckliches Leid angetan wurde.
Dann erzählte man uns, dass die Zeitzeugen, die anreisten, in den Häusern übernachteten, in denen früher ihre Aufseherinnen lebten. Man sagte uns: “Auch darüber wird nicht mehr diskutiert. Manche Zeugen fühlen sich sogar besser, wenn sie wissen, dass sie jetzt in dem Haus derer wohnen, die sie früher einmal gepeinigt haben.” Auch diese Aussage empfand ich als sehr fraglich. Wie wollte man denn freiwillig in einem Haus untergebracht sein wollen, in dem jahrelang die eigenen Peiniger gelebt hatten? (…)
Trotz aller Hinweise im Unterricht zum Verhalten in Mahn- und Gedenkstätten wurden von einigen Mitschülern schlechte Witze und unmoralische Bemerkungen gemacht, die allerdings von den meisten anderen nur mit genervten Blicken erwidert wurden.
Trotz allem habe ich an diesem Tag viel dazugelernt und ich muss sagen, dass mich der Ausflug sehr zum Nachdenken anregte.
Erstveröffentlichung: Märkische Oderzeitung, 03.06.2010, Jugendseite
20 thoughts on “Schock: Jugendherberge neben KZ”
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Interessanter Artikel! Glückwunsch dazu! Interessante Thematik und Fragestellung.
Ich kann deine Meinung aber in dieser Beziehung nicht teilen. Es ist doch ganz klar, dass das öffentliche Leben weiter geht. Neben dem KZ in Oranienburg leben auch viele Menschen in ihren Häusern, und die leben dort vielleicht auch ganz gern.
Es ist ja auch eine ganz andere Zeit, in der wir leben. Es ist wichtig den Spagat zu vollziehen, zwischen Gedenken und „normalem“ Leben. Das Gedenken hat seinen Ort, und alles andere sollte doch in ganz normalerweise genutzt werden. Wenn es nach deiner Meinung gehen würde, dann wäre die halbe Mitte von Berlin ein Museum oder eine Mahnstätte. Nehmen wir doch den Bau, in dem das BMF sitzt, gebaut als Reichsluftfahrtministerium, nach dem Krieg ein Verwaltungsbau der DDR (z.B.: Finanzministerium der DDR) und seit dem Regierungsumzug der Sitz des BMF. Oder nehmen wir die Gebäude um die Normannen- und Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg. Zu DDR-Zeiten Sitz des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi). Heute Sitz der BStU (Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR), Verwaltung der Deutschen Bahn AG, Ärztehaus, Finanzamt II Lichtenberg, Arbeitsamt Lichtenberg und Bundesverwaltungsamt. In den Gebäuden, von welchen Menschen systematisch ausgespäht wurden oder dieses organisiert und vorbereitet wurde, werden heute also ganz andere Dinge getan. So auch ein Teil meiner Ausbildung, im Ausbildungszentrum des Bundes des Bundesverwaltungsamtes. Und ich habe damit kein Problem, dort die dienstbegleitende Unterweisung erteilt zu bekommen.
Sicher geht es um den richtigen Umgang, und wenn dieser Gedenkstättenangestellte dies so formuliert hat, dann ist es doch in Ordnung. Sicher wird niemand der Zeitzeugen dazu gezwungen in diesen Häusern zu übernachten. Wie schon erwähnt, geht es um den richtigen Umgang! Und wenn dieser gegeben ist, dann ist es mehr als legitim diese Gebäude zu nutzen.
Hallo,
interessante Meinung, die mich trotzdem nicht an meiner Meinung zweifeln lässt. Natürlich sollte nicht alles um die Mahn-und Gedenkstätte abgerissen werden, aber meiner Meinung nach ist es ziemlich unmoralisch, eine Jugendherberge direkt neben einem ehemaligen Konzentrationslager zu quartieren bzw die Zeitzeugen in den Häusern ihrer Peiniger unterzubringen. Aber ich denke dazu gibt es viele Meinungen und deswegen finde ich es einfach schockierend, dass ganz einfach die Diskussion gar nicht mehr besteht!
Natürlich kann sich jeder dazu seine eigene Meinung bilden. Meine Meinung steht trotzdem fest.
Der Artikel macht mich persönlich sehr zufrieden.
Immer wieder sitze ich in der Uni, in Seminaren und Vorlesungen, beschlichen von dem Gefühl, dass man der ach so kritischen Studentenmasse fast alles sagen kann.
Ich habe Äußerungen von Dozenten erlebt, die von fachlichem Unwissen bis hin zu sexistischen Positionen reichte.
Die Reaktion der Masse? Nichts! Ich frage mich ab und an mal, was noch passieren muss, um diese Leute von ihren Stühlen zu reißen.
Jüngstes Beispiel: Ein Vortrag über den Nördlichen Landrücken wird gehalten. Zur Visualisierung diente eine Karte aus der DDR. Auf meine Frage hin, ob das angemessen sei, wurde ich mit der Antwort bedient, dass es sich ja um ein physisch-geographisches Thema handle und nicht etwa um ein politisches. (Ich überlasse euch die Aufgabe, zu überlegen, was diese Aussage für Konsequenzen hat).
Um wieder auf den Artikel zurück zu kommen, kann ich nur sagen: Toll! Ich finde es absolut angemessen von Maxi, dass sie sich kritisch mit den Leuten auseinandergesetzt hat, Fragen gestellt hat. Schade, dass sie strafende Blicke erhalten hat.
Danke auch an Maxi, dass sie diesen Artikel geschrieben hat und eventuell andere Leute zum Nachdenken angeregt hat, ob dieser im Artikel beschriebene Zustand politisch korrekt ist.
Bei mir hat es zumindest funktioniert.
Ich melde mich dann doch noch einmal zu Wort. Denn ich kann das so nicht stehen lassen. Zu Maxi: deine moralischen Vorstellungen in allen Ehren, aber man kann einfach nicht alles bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdiskutieren. Und was für dich unmoralisch erscheint, ist vielleicht für andere „normal“ und akzeptabel.
Zu Bastian: kauf dir eine Spardose und sammle in der Uni für eine neue Karte. Vielleicht kannst du ja damit deinen Seelenfrieden besänftigen, wenn das die einzigen Probleme unseres Landes wären, dann würde man sicherlich auch bei einem „physisch-geografischen Thema“ eine neue Karte verwenden. Konsequenzen aus diesem „Fauxpas“ sehe ich hier keine. Eher aus deinem Fauxpas, deplatziert und unproduktiv. Jedenfalls in meinen Augen. Sofern sich an der Gestaltung des „nördlichen Landrückens“ nichts wesentliches verändert hat, warum sollte man dann eine neue Karte dafür verwenden? Vollkommen irrelevant.
Und dann noch was, es ging hierbei nicht um political Correctness, das ist ein ganz anderes Thema. Aber das nur am Rande.
[Vorbemerkung des Herausgebers: Der folgende Kommentar bezieht sich auf den vorhergehenden Kommentar von Ludwig Schindler (vom 21.06.). Auf Grund eines technischen Problems war dieser Kommentar zeitweise nicht sichtbar. W.Rall] Wenn ich das richtig interpretiert habe, sind Sie ebenfalls der Meinung, dass über Moral nicht zu diskutieren ist? Interessant, allerdings auch ein Fakt, der mich nachdenken lässt. Ich denke nicht, dass man überhaupt genug über das Thema Moral diskutieren kann. Und deswegen macht es mich sehr nachdenklich, dass ein erwachsener Mensch versucht einer Schülerin zu erklären, dass Moral nicht diskussionsdürftig sei. Was wahrscheinlich auch nochmal einen Artikel wert wäre. Ich denke, dass jeder eine andere Auffassung von Moral hat und deswegen möchte ich Ihre Meinung auch ungern annehmen, sondern lieber zur Kenntnis nehmen.
@Bastian Schulz
zu Bastian Schulz möchte ich hinzufügen: Dankeschön für die auch mal positive Meinung zu meinem Artikel. Bis jetzt gab es eher viel Kritik und kaum Zustimmung dazu. Allerdings sind immernoch sehr viele meiner Mitschüler, die mit mir die Mahn- und Gedenkstätte besuchten, meiner Ansicht.
Ich bin froh, auch mal Zustimmung zu hören.
@Maxi
Also, ich stell jetzt hier mal einiges klar.
a) ich bin erst 22 Jahre, also noch lange nicht erwachsen;
b) du kannst ruhig du zu mir sagen;
c) ich habe nie gesagt, dass man über Moral nicht diskutieren sollte;
d) ich bin der Meinung, dass man nicht alles bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdiskutieren sollte;
e) ich akzeptiere deine Meinung, kann sie sogar sehr gut nachvollziehen, aber Realitäten sehen oft anders aus als Wunschdenken;
f) Moral ist ein sich wandelnder Prozess, was heute noch moralisch-verwerflich daher kommt kann in einem Jahr schon gesellschaftlich akzeptiert sein;
g) den Wandlungsprozess kann man eigentlich nicht stoppen, selbst wenn man es wollte, es geht einfach nicht;
h) jeder soll mit seinen Werten und Vorstellungen von Moral leben und leben können, jedenfalls meiner Meinung nach, das ist Pluralismus, was aber nicht Raum für Extremismus geben sollte (ist aber hier nicht das Thema);
i) ich weiß ja nicht, was du mal werden möchtest, aber wenn du in die öffentliche Verwaltung gehen solltest oder aber auch in die Privatwirtschaft, wirst du merken, dass es manchmal einfach so ist, dass etwas nicht bis zum Ende diskutiert wird, da heißt es aktiv die Entscheidung zu akzeptieren, und wenn die Menschen, die dort entschieden haben, dass es für die meisten tragbar ist, dass dort eine Jugendherberge ist und ein Quartier für die Zeitzeugen, und diese Gruppen damit leben können, dann ist es doch okay, dann sollte man dies einfach akzeptieren und diese Menschen nicht verurteilen.
Ich wünsche weiterhin viel Erfolg!
Also um das mal klarzustellen: Meine Berufswunschrichtung ist Journalismus. In diesem Bereich ist es sehr wichtig, über Dinge zu diskutieren und auch manche Dinge kritisch zu betrachten.
Jedenfalls denke ich auch, dass jeder eine andere Vorstellung von Moral hat und dass jemand, der etwas als unmoralisch empfindet, was du nicht als unmoralisch empfindest genauso wenig verurteilt werden sollte!
Und um dieses Thema nicht ewig auszudiskutieren erspare ich uns erstmal die Kommentare, die ich noch hinzuzufügen hätte. Man sollte ja „nicht alles bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdiskutieren“.
Schlussfolgerung trotzdem: Jeder hat eine andere Auffassung von Moral und deswegen (ich sage es nochmal) ist es absolut unbegründet jemanden aufgrund dieser anderen Meinung zu verurteilen, denn nur weil ich diese Meinung vertrete, bin ich noch lange nicht extrem!
Wer ist denn hier los?
Bleibt doch mal ganz ruhig. Was wollt ihr beide denn damit erreichen? Das bringt doch nichts.
Das nennt man Diskussion Felix. Und Gegenfrage? Was wolltest du jetzt damit erreichen?
Also, ich muss mich jetzt mal auf Maxis Seite stellen. In Verlauf meines Geschichtsstudiums waren wir in Buchenwald und auch dort sind die ehemaligen Aufsehergebäude zu einer Jugendherberge „umfunktioniert“ worden. Wir waren damals genauso schockiert von dieser Tatsache wie Maxi es in ihrem Artikel beschreibt. Jahrelang wird uns von der Schule bis zur Uni, in Fernsehberichten (man denke nur an den Fall Eva Hermann) beigebracht, dass die Geschichte des Dritten Reiches eine sehr spezielle und mit viel Sensibilität zu behandelnde ist. Dieser Teil der Geschichte wird sehr wohl „ausdiskutiert“ und spielt immer wieder eine Rolle in unserem Leben. In meinen Augen muss das auch so sein, denn dieser Teil der Geschichte ist meiner Meinung nach der Tiefpunkt des menschlichen Miteinanders und in seiner Extremität zum Glück einzigartig. Vor diesem Hintergrund ist es schon sehr fragwürdig, wenn ehemalige Aufsehergebäude zu einer Jugenherberge umfunktioniert werden. Da sollte die Effektivität (nämlich den Jugendlichen Wege zur Gedenkstätte zu ersparen) zweitrangig sein. Im Gegensatz zu den genannten Gebäuden in Berlin (z.B. ehemalige Stasizentrale in Berlin) handelt es sich in Ravensbrück und auch in Buchenwald um ausgewiesene Gedenkstätten. Diese sind nicht der „Öffentlichkeit“ zurückgeben worden, sondern sie sollen dafür sorgen, dass die Menschen sich an die Vergangenheit erinnern und lernen sie mit Respekt zu behandeln. Deutsche Jugendliche (die zum Volk der Täter gehören) in den ehemaligen Aufseherunterkünften unterzubringen halte ich daher für höchst fragwürdig. In der Gedenkstätte für die Opfer der Staatssicherheit in Berlin-Hohenschönhausen bringt man ja auch keine Touristen unter. Wenn man Vergleiche zieht, dann doch bitte auch mit Gedenkstätten und nicht mit historischen Orten an sich. Natürlich ist die Geschichte überall präsent und wir können jetzt nicht alles stilllegen, um uns an sie zu erinnern, aber wie gesagt, wenn man sich dazu entschließt, einen Ort als Gedenkstätte einzurichten, dann auch mit aller Konsequenz.
Ich möchte zum vorhergehenden Kommentar anmerken, dass ich nicht dem „Volk der Täter“ angehöre, ich empfinde es als eine pauschalisierte Äußerung. Es ist eine Verallgemeinerung der Bevölkerung, die nichts weiter mit sich bringt als kollektive Schuldzuweisungen an einen Teil der Bevölkerung oder Generationen, die sich eindeutig nicht schuldig fühlen müssen oder sollten (letztlich ist das ja jedem selbst überlassen, was er denkt). Es ist ganz anders, die Folgegenerationen müssen sich verantwortungsvoll den Tatsachen stellen. Die Generationen nach den eigentlichen „Tätern“ müssen den richtigen Umgang mit der Problematik lernen und aufgeklärt werden über Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Ideologien, egal welcher politischen Färbung. Es hat keinen wirkungsvollen Effekt, wenn sich Jugendliche für etwas aus der Geschichte schuldig fühlen sollen, zu was sie keinen persönlichen Bezug haben, jedenfalls meistens nicht. Von dieser Seite her stelle ich für mich fest, dass ich nicht zum Volk der Täter gehöre und distanziere mich hier eindeutig von dieser Behauptung.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ich nie nie behauptet habe, die generelle Thematik Nationalsozialismus nicht mehr „ausdiskutieren“ zu wollen. Es ging um den Umstand der Beherbergung der Jugendlichen und Zeitzeugen. Jedem bei dieser Thematik, also moralische Akzeptanz der Beherbergungsmöglichkeiten an Gedenkstätten, seine eigene Meinung. Ich kann die Bedenken absolut verstehen, jedoch stellt es sich für mich als nicht moralisch verwerflich dar.
Ich denke, dass man hier im Ausdruck sehr wohl zwischen „Tätern“ und „Volk der Täter“ unterscheiden muss. Ich zähle mich auch nicht zu den Tätern, auch nicht meine Eltern sind Täter, aber zum „Volk der Täter“ gehöre ich sehr wohl, denn ich bin Deutsche. Jedes Volk hat seine Geschichte und muss einen angemessenen Weg finden, mit dieser Geschichte umzugehen. Dazu gehört es in meinen Augen auch, verantwortungsbewusst mit den negativen Aspekten der eigenen Geschichte umzugehen. Ich denke, dass das auch notwendig ist, um in der Gegenwart einen entspannteren und sachlicheren Umgang mit den ehemaligen „Opfervölkern“ zu finden. Das betrifft übrigens nicht nur die Deutschen, sondern auch viele andere Völker. Beispielsweise haben die Engländer ja auch eine Schuld bei der Bombardierung Dresdens nach Jahren eingestanden. Insofern denke ich also, dass der adäquate Umgang mit Geschichte durchaus eine Voraussetzung für das konfliktfreie Miteinander der Völker ist. Und unsere Geschichte ist nun einmal, was die Heftigkeit angeht, einmalig. Wir persönlich sind natürlich nicht mehr schuldig zu sprechen und ich fühle mich persönlich auch nicht schuldig. Aber wir machen uns denke ich schon in gewisser Weise schuldig, wenn wir nicht zu unserer Geschichte und der damit verbundenen Schuld als „Volk“stehen. Ich finde das neu entstandene Nationalbewusstsein der Deutschen im Zuge der Fußball-WM z.B. sehr gut. Wenn aber besoffene Jugendliche im Fernsehen mit Kriegsbegriffen arbeiten, wie z.B: „deutsche Panter rollen wieder!“ (siehe RBB diese Woche), dann finde ich das wiederum sehr bedenklich und ich fühle mich in diesem Falle darin bestätigt, dass es offenbar notwendig ist, das Pietätsgefühl der Deutschen weiter zu entwickeln. Wie man konkret mit der Geschichte umgeht, darüber kann man sich sicherlich trefflich streiten (man denke nur an die jahrelangen Debatten um das Holocaustdenkmal in Berlin). Ich denke aber auch, dass Diskussionen wie wir sie hier führen immer noch wichtig sind, insbesondere für junge Menschen wie Maxi und ihre Klassenkameraden, denn jeder von uns wird in seinem Leben mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert und muss einen Weg finden, wie er sich zu diesem Teil der Geschichte moralisch stellen möchte.
Eine Jugendherberge neben einem (ehemaligen) KZ?
Das macht mir schon Sorgen. So als würde man eine Fahrt zum Eiffelturm machen und den *beklettern*. An diesem Ort wurden viele Menschen nicht nur eingesperrt, nein sie sollten dort vernichtet werden. Meiner Ansicht nach ist es eine Beleidigung der Opfer, wenn man dort eine Jugendherberge danebensetzt. Es gab aber auch schon den Fall,wo ein Imbissverkäufer auf einem ehemaligen KZ Gelände KZ Burger verkauft hat. Erst Proteste haben das Ganze beendet. Man sollte nicht zu locker mit dem Thema Nazis und KZs u.ä. umgehn.Das ist/war eins der dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.
Also ich habe mir die ganze Disskusion jetzt durchgelesen. Ich muss sagen, dass ich mit der Meinung von Herrn Schindler übereinstimme, dass man nicht zu viel über so etwas diskutieren sollte und schließlich ist es ja auch immernoch freiwillig, ob man dort übernachtet oder nicht.
Achso und sonst ein wie ich finde sehr interessanter Artikel und gut geschrieben, interessantes Thema! Sehr schön weiter so!
ein gruß in die runde,
es ist schon interessant wie sehr man sich über einige themen unterhalten kann, die in meinen persönlichen augen schon sehr belanglos wirken. ich meine, wenn ich es nicht vetreten kann in einem haus zu schlafen das sich neben einem kz befindet, dann mache ich das nicht. wenn andere das machen möchten, dann sollen sie doch. es steht uns doch in keinster weise zu deren verhalten zu beurteilen. wie bereits weiter oben genannt, hat jeder eine andere vorstellung von moral. ich maße mir nicht an, fremde verhaltensweisen, die in keinster weise diskriminierend wirken, zu bewerten. das haus bietet eine art der auseinandersetzung mit der früheren geschichte (wie ja hier gefordert), die seines gleichen sucht. wenn jugendliche sich dort niederlassen, finde ich das klasse. soviel nähe zu der geschichte, diese möglichkeit des begreifbarmachens, das unmittelbare empfinden der dortigen situation ist eine klasse der erfahrung und es wäre ein fehler, die möglichkeit den leuten zu nehmen. wie gesagt, niemand muss dort übernachten, wenn ich es nicht will, dann mache ich es halt nicht. dazu hat jeder seine meinung, es gibt bei dieser diskussion keine möglichkeit auf einen gemeinsamen nenner zu kommen, daher empfinde ich das hier als überflüssig. einfach nur zu sagen „schwarz“ und der andere sagt „weiß“ bringt es nicht. wir sind freie menschen in einem freien land, niemand wird zu etwas gezwungen, jeder darf seine meinung haben, es steht uns dank der meinungsfreiheit nicht zu andere meinungen zu bewerten und zu kategorisieren.
nun noch etwas zu volk der täter. beim besten willen: ich bin zwar in deutschland geboren (heute doch besser zu sagen in der EU) aber ich zähle mich nicht zum volk der täter. und davor verwehre ich mich auch. vergessen darf die welt (und nicht nur die deutschen) die geschichte nie, aber ein leben in ständigen vorwürfen ist kein zustand. ich hatte weder etwas mit der NS zeit zu tun, noch habe ich kontakt zu früheren NS menschen oder deren verbände, vereine etc.. das ist doch die definition von einem volk der täter. das die katharina sich hier so offen dazu bekennt finde ich mutig. nur ich zähle mich nicht dazu.
viele grüße
Was ist denn daran so schlimm. Man kann die Jugendherberge doch mit der Gedenkstätte in Verbindung bringen.
Übertreib nicht!
Ich persönlich muss sagen, ich finde das gar nicht schlimm, dass dort eine Jugendherberge steht. Denn viele Touristen kommen von weit her und möchten nach so einem Besuch im KZ nicht so weit laufen oder gar Geld für einen Bus ausgeben, um eine Unterkunft zu finden. Ich glaube, es bringt nichts, wenn man hier diskutiert. Man kann schließlich am Standpunkt der Jugendherberge eh nichts mehr ändern.