Von Laura Promehl (Kl. 10/2)
Redakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Wolfgang Rall (außer das zweite)
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Am 11. März 2011 ereignete sich das große Unglück in Japan. Wir wollten diese furchtbare Katastrophe im Religionsunterricht nicht spurlos an uns vorbeiziehen lassen. So begannen wir Origami-Kraniche zu falten. Zum Jahrestag des Unglücks kann man Teile unserer Aktion hier Revue passieren lassen.
Ich komme von der Schule nach Hause, esse Mittag, setze mich an den Schreibtisch, mache Hausaufgaben, chatte mit Freunden. So sieht mein normaler Alltag aus. Aber irgendwie ist heute etwas anders.
Nach meinen Hausaufgaben lasse ich den Rechner aus und nehme mir ein Blatt Papier. Ich falte eine Weile und schon ist ein Geschöpf der Hoffnung aus meinem erst unscheinbaren Papier gewachsen: ein Kranich.
Manche kennen ihn aus japanischen Geschichten oder Erzählungen, die teilweise schon sehr alt sind. Was macht denn ein Schüler im 21. Jahrhundert, in der gern so bezeichneten „Zeit der Medien und des Internets“, mit Kranichen, die mit der Origamitechnik gefaltet sind?
Alles begann am 11. März 2011. Ein Tag, der Japan und alle Nationen in Angst und Schrecken versetzte. Erdbeben, Tsunami und Atomreaktorunfall, ein Horrorszenario. Schülerinnen und Schüler des Einstein-Gymnasiums fragten sich damals, wie man denn helfen könnte? Eine Spendenaktion? Wir entschieden uns in diesem Fall dagegen und überlegten weiter. Es sollte etwas sein, mit dem man auch ohne Geld sein Mitgefühl ausdrückt und Leute zum Nachdenken anregt.
Herr Rall erzählte uns im Religionsunterricht die Geschichte von Sadako aus Hiroshima und zeigte uns, wie man einen solchen Kranich faltet. Der Kranich gilt in Japan als ein Symbol der Hoffnung, des langen, gesunden Lebens und des Mitgefühls. Nach einer alten japanischen Legende bekommt derjenige, der 1000 Kraniche faltet, einen Wunsch von den Göttern erfüllt.
Als Herr Rall diese Geschichte in seinen Klassen erzählte und mit uns Kraniche faltete, reagierten einige Schüler spontan mit Sätzen wie: „Die 1000 schaff‘ ich doch locker!“. Dadurch entstand in manchen Gruppen eine Art Wettkampfsituation. Schafft man 1000 Origami-Kraniche in den Osterferien? Viele hatten ja gerade mal ihren ersten Kranich gefaltet.
Drei schafften es tatsächlich! Stolz kamen sie mit ihren prall gefüllten Plastiktüten nach den Ferien zur Schule. Meistens waren es jedoch Schüler, die vorher nicht so angegeben hatten. Das Falten an sich ist gar nicht so schwer, aber die Menge ist sehr beachtlich. Einige hatten tatsächlich 1000 gefaltet, manche 600, manche 100 und andere 50, 30, 20 oder so. Auch das ist schon eine sehr beachtliche Leistung und eine Frage von Ausdauer und Selbstdisziplin.
Als das allmähliche „Einfliegen“ der ganzen Kraniche ein Ende hatte, stellte sich die Frage, wie man sie am besten verwendet. Wir überlegten, sie auf die Ladentheken zu stellen, 3 Stück pro Theke, aber das war irgendwie nicht das Wahre. Dann kam die zündende Idee: Wir machten aus den Kranichen Girlanden. Die waagerechten erwiesen sich für die Geschäfte als zu sperrig. Bei Youtube entdeckte Herr Rall Videos aus Hiroshima mit senkrechten Kranichgirlanden. Das war die Lösung!
Als vor den Sommerferien unsere Projektwoche startete, begann unsere produktivste Zeit: Wir hatten früher Schulschluss, keine Hausaufgaben und auch keinen Stress. Jeden Tag haben wir, ca. sechs Schülerinnen und Schüler zusammen mit Herrn Rall, wie in einer Fließbandproduktion im Religionsraum Kraniche zu Girlanden gefädelt. Die Atmosphäre im Raum war sehr entspannt, wir lachten und redeten viel.
Die senkrechten Girlanden brachten wir dann in einige öffentliche Einrichtungen und Geschäfte, die bereit waren, sich an der Aktion zu beteiligen. Die waagerechten Girlanden hingen wir im Religionsraum von Herrn Rall auf.
Einige Girlanden hängen noch heute, z.B. bei Hassan, in der Stadtverwaltung, in der Sparkasse, im Ehm-Welk- und Heimatmuseum, in der Hautarztpraxis Schulz, im Speisesaal des Angermünder Krankenhauses, in der Bibliothek, in der Blumberger Mühle und im Besucherzentrum des Nationalparks in Criewen.
Obwohl wir sehr viel Spaß beim Fädeln und Falten hatten, haben wir nicht den schrecklichen Hintergrund vergessen.
Hallo Laura!
Ein echt toller Artikel!
Es ist schön, dass sich auch nach einem Jahr immer noch an die Kraniche und das Unglück in Japan erinnert wird. Die Aktion hat echt viel Spaß gemacht und war wirklich interessant.
Liebe Grüße Ben