Text: Aleksandra Kaszmarek (Kl. 9/1)
Gastredakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Am Mittwoch, 06.06.2018, fuhren wir als gesamter Jahrgang 9 des Einstein-Gymnasiums Angermünde zum Konzentrationslager in Oranienburg. Meine Erwartungen waren gering, da ich von vielen anderen gehört habe, dass an diesem Ort nur noch wenige Dinge erhalten geblieben sind.
Ich war eingeschüchtert und fühlte mich sehr komisch. Wie verhält man sich an einem Ort, an dem so viele Menschen gequält und ermordet wurden? Ist das Fotografieren respektlos? Schließlich befindet man sich auf einem ,,Massenfriedhof“.
Ich sehe es anders. Meiner Meinung nach ist es wichtig, diesen Ort zu besuchen und zu fotografieren. Alle Menschen auf dieser Welt sollten wissen, was in Deutschland zu der damaligen Zeit passierte. Es sollte verbreitet werden, damit alle Menschen erfahren, wie schlimm Rassenhass und Krieg tatsächlich war und sein kann.
Als ich vor dem Tor mit der Aufschrift ,,Arbeit macht frei“ stand, dachte ich an Menschen, die genauso wie ich vor diesem Tor standen. Ein komisches Gefühl breitete sich aus. Alle wurden stiller.
Ich war überrascht, dass auf diesem Gelände doch sehr viel erhalten geblieben ist. So viel, dass ich mir selbst nicht alles so genau ansehen konnte, wie ich es gern gehabt hätte. Dafür war leider nicht genügend Zeit.
Aber die Zeit reichte aus, um sich im Ansatz darüber ein Bild zu machen, was früher passierte und wie schrecklich es war. Uns wurden viele Geschichten erzählt. Beispielsweise darüber, dass man öffentlich getötet werden konnte, sobald man nicht gehorcht hat. Es wurde auch erzählt, dass bei dem Apell, bei dem alle Gefangenen gezählt wurden, man sich nicht bewegen durfte. Tat man das doch, bedeutete das, dass man gequält und getötet werden kann. Dazu kommt, dass alle Gefangenen beim Abendapell einen sehr harten Arbeitstag hinter sich hatten. Sie hatten nicht genügend Nahrung und mussten zu alledem dann auch noch stillstehen. Vielen fiel es aber schwer, überhaupt zu stehen.
Solche und andere grausamen Geschichten zeigen uns, wie schrecklich und bestialisch wir Menschen sein können. Dieser Ort ist schrecklich und wichtig zugleich.
Am Ende unserer Zeit in Sachsenhausen kamen alle TeilnehmerInnen zu einer Gedenkfeier zusammen. Manche Schüler lasen etwas vor, ein anderer spielte Lieder auf seiner Gitarre. Wir legten Kränze vor dem Denkmal nieder, um unser Mitgefühl und unseren Versuch (!), es zu verstehen, kenntlich zu machen.
Ich bin froh über unsere Gedenkfeier. Wir können den Menschen von früher ihr Leben nicht zurückgeben. Aber wir können versuchen, ein Zeichen zu setzten . Ein Zeichen dafür, dass wir nicht möchten, dass so etwas jemals wieder passiert. Ein Zeichen dafür, dass es uns leid tut. Eine Fahrt in dieses Konzentrationslager Sachsenhausen ist meiner Ansicht nach sehr bedeutend und wichtig. Jeder Jahrgang sollte die Möglichkeit bekommen, diese Fahrt mitzuerleben. Es ist ein Unterschied, ob man nur darüber hört, oder es mit eigenen Augen sieht und fühlt.