Am Dienstag, dem 17.04.2012, gab es für die SchülerInnen der Klasse 8/3 einen Workshoptag zu den Themen „Zivilcourage“ und „Links- und Rechtsextremismus“. Ein Mitglied der Schülerzeitung „InVitrO“ wird über diesen Workshoptag einen Artikel für unsere Homepage schreiben. Bevor dieser Artikel erscheint, gibt es als Vorgeschmack einen bisher unveröffentlichten Aritikel über diesen Workshop im letzten Jahr.
Von Anne Sperling (damals Kl. 8/2, heute Kl. 9/2)
Gastredakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Wolfgang Rall
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„Wer trägt Springerstiefel?“, „Was tun, wenn ich Zeuge einer Straftat werde?“, „Was tun, wenn ich das Opfer bin?“ Das sind nur wenige Beispiele für die vielen Fragen des Workshoptages „ Zivilcourage“, der am 11.4. 2011 für die Klasse 8/2 von der „Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit“ aus stattfand. Nach einem kurzen Vorstellen der drei Workshopleiter Tom Steinborn-Henke, Thomas Rackwitz und Sven Booch, unserer Klasse und unserer Erwartungen begannen wir mit dem 1. Thema.
Unter der Leitung von Tom Steinborn-Henke erfuhren wir, was Zivilcourage ist und wie ich selber, ohne mir zu schaden, Freunden oder gar Fremden helfen kann. „Jeder kann helfen! Schon mit dem Wählen der 110 kann jemand in Not gerettet werden“, sagte Herr Steinborn-Henke.
Der Film „Angst isst Seele auf“, den wir zwischendurch sahen, schockierte viele. Er ist aus den Augen des Opfers gedreht und ging uns sehr nahe. Der Film handelt von einem Schwarzen, der in einer deutschen Stadt von Rechtsradikalen zusammengeschlagen wird. Die Reaktion der Passanten war erschreckend. Sie schauten zu, wie der Schwarze von neun Neonazis verprügelt wurde. Aber dieses Verhalten ist traurige Realität und ein immer häufiger werdendes Bild der Straße. Noch während der kleinen Frühstückspause war der Film Gesprächsthema. „Wie hätte ich mich verhalten?“, „War es wirklich sinnvoll, dass der Schwarze die Nazis nicht anzeigte?“ Nach der Pause wurde noch einmal über diese Fragen diskutiert.
Danach schloss sich das Thema „Rechte und linke Botschaften“ an. Die Tatsache, dass die rechtsextremistische Szene viel von der linksextremistischen Szene abschaut, war für viele neu. Auch in Sachen Kleidung sehen sich die beiden Extreme immer ähnlicher. Schwarz ist die am häufigsten vertretene Farbe auf entsprechenden Demonstrationen und macht es damit Außenstehenden schwer zu unterscheiden. „Die einzigen Indizien für den Unterschied sind Symbole und Musik“, erklärte uns Thomas Rackwitz. Mit einem Spiel, bei welchem wir Begriffe und Symbole der linken- und der rechten Szene zuordnen sollten, wurde klar, dass auch bei uns Unsicherheit herrschte. „Tragen Springerstiefel nicht eigentlich nur die Nazis?“ Diese und weitere Frage konnte uns Herr Rackwitz gut und verständlich erklären.
Nachdem wir dieses Thema abgeschlossen hatten, gingen wir gemeinsam zur Pizzeria „Piccolo“. Dort war die Stimmung gelöst und es wurde noch weiter über die Themen des Workshops nachgedacht, geredet und diskutiert.
Nach einer Pizza und ein paar Kugeln Eis ging es wieder zurück zur Schule. Nach dem Essen folgten einige Runden „Activity“.
Wir waren gespannt auf das nun folgende Thema “Selbstbehauptung, Selbstsicherheit und Selbstverteidigung“. „Wenn ihr selbstbewusst auftretet, fallt ihr nicht in das Beuteschema des Angreifers!“ formulierte der erfahrene Selbstverteidungstrainer Sven Booch. Und genau das übten wir jetzt mit einem Partner. Jeder von uns musste die Rolle des Angreifers und des Opfers spielen.
Dabei stellte sich schnell heraus, dass man in so einer Situation wirklich etwas schauspielern muss. Denn seien wir mal ehrlich, wer würde schon, mit einem bedrohlich aussehenden Menschen konfrontiert, selbstbewusst und ohne weiche Knie „Stopp“ sagen können? Von Versuch zu Versuch wurden wir sicherer in unseren Handlungen. Doch damit ging leider auch der Workshop seinem Ende entgegen.
Dieser Workshoptag war nach Meinung vieler zu kurz, aber sehr informativ und interessant. Vieles war für uns neu und regte uns zum Nachdenken an. Wir hoffen nun, den Mut aufzubringen, anderen in Not zu helfen und wissen, wie wir uns verhalten können. Es fällt uns leichter, extreme Richtungen zu erkennen.
Als kritisch wurde bewertet, dass es an einigen Stellen für manche etwas langweilig war und die Leiter gelegentlich zu viel drumherum erzählt haben. Leider müssen wir aber auch sagen, dass unsere Disziplin auch nicht immer vorbildlich war und die Lautstärke manchmal sehr zu wünschen übrig ließ. Aber im Großen und Ganzen war der Tag locker und gut gestaltet gewesen. Es gab sogar den Vorschlag, dass man dieses Thema in der nächsten Projektwoche bearbeiten könnte. Danke an unseren Religionslehrer Herrn Rall, das er diesen Workshoptag für uns organisierte.
Ich finde den Artikel gut gelungen. Er ist sehr informativ und ich kann mir durch den Artikel gut vorstellen, dass der Workshop viel Spaß gemacht haben wird.
Ich denke, es ist sehr wichtig, über die Gefahren jeglichen Extremismus informiert zu werden. Und auch zu lernen, woran man Extremismus erkennt, ist wichtig. Und für Zivilcourage und ihr praktische Umsetzung gilt dies sicher auch. Schön, dass es so einen Workshoptag dieses Jahr wieder gab.
Wie wurden eigentlich die Fragen beantwortet? „Ist Lonsdale jetzt verboten?“ „Tragen Springerstiefel nicht eigentlich nur die Nazis?“
Sehr sehr toller Artikel! Es freut mich, dass dieses wirklich schöne Seminar immer noch besteht und an unserer Schule durchgeführt wird! Es hat damals, als ich in der 8. Klasse war, schon sehr viel Spaß gemacht und ich zehre immer noch von den Erfahrungen und Informationen aus diesem Workshop! Wirklich schön!
Klasse, dass es solche Workshops gibt. Hoffentlich wird auch eine Projektwoche daraus. Lonsdale ist längst schon nicht mehr Erkennungszeichen der Rechten. Dazu hat Lonsdale übrigens selbst ganz maßgeblich beigetragen: Weil die Marke Lonsdale damals von den Nazis vereinnahmt wurde, aber selbst nie aus dieser Ecke kam, hat sie ganz viel gegen Rechts unternommen. Ein ganz neuer, interessanter Artikel hierzu:
https://www.brandeins.de/magazin/interessen/was-marken-nuetzt-finger-weg-faschos.html?L=0&cHash=671beeb41dec4fd8053ff5f198c1bbb7
Außerdem stand auch im Artikel ja ganz richtig, dass sich der „Style“ der Rechten inzwischen verändert hat …