Von Lorenz Vögel (13. Kl.)
Redakteur der Schülerzeitung InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Den Namen Matthias Platzeck kennt man. Dass er Ministerpräsident des Land Brandenburg ist, wissen auch die meisten. Politiker wirken aber meist unnahbar, man liest ihre Namen in der Zeitung und sieht sie im Fernsehen, aber auf der Straße treffen wird man sie ja doch nie …
Wir sitzen im Bürgerbüro von Mathias Platzeck in der Brüderstraße. Vor einiger Zeit habe ich in dem ehemaligen Geschäft noch Blumen gekauft. Jetzt sitzen hier rund 30 Schülerinnen und Schüler aus Angermünde im Kreis und warten auf den Herren aus der Politik. Angekommen begrüßt er alle Anwesenden persönlich, er wirkt sehr locker und man hätte ihn doch genau so gut auf der Straße treffen können.
Mathias Platzeck ist Jahrgang ’53, er wohnt in Potsdam und ist seit 2002 Ministerpräsident des Landes Brandenburg. Er ist verheiratet und hat drei Töchter. Für seinen Wahlkreis, die Uckermark, hat er sich ganz bewusst entschieden. Die Region hat es nicht immer einfach. Das sei für ihn, sagt er, ein Ansporn.
Was bewegt einen jungen Mann in die Politik zu gehen?
Platzeck lebte 35 Jahre in der DDR, er wollte anders sein als seine Eltern. Ein Anlass für sein politisches Denken war die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Er stellte sich die Frage, ob ein Land so etwas – wie es die DDR tat – tun dürfe und was ihn seine Kinder einmal dazu fragen werden.
Sie hätten damals viel Zeit gehabt, gibt Platzeck grinsend zu, viel Zeit, um in der Küche zu sitzen, schlechten Wein zu trinken und zu diskutieren. So entstand eine Bürgerinitiative, die frischen Wind in die Politik bringen sollte. Nach der Wende war er Teil der GRÜNEN LIGA und wurde Minister für die Grünen. Der erste Satz seiner Mutter dazu war „Musste die Vereidigung im Pullover sein?“.
Es gibt viele Fragen von den Schülerinnen und Schülern. Manche müssen sich allmählich damit befassen, wie es nach der Schule weitergeht und manch einer hat sich schon für eine Stelle bei der Polizei beworben. Dort werden aber gerade Stellen abgebaut, warum?
Herr Platzeck gibt erst einmal zu verstehen, dass entgegen aller Gerüchte keinem Polizisten gekündigt wird und auch die Sicherheit dadurch nicht abnimmt. Die Umstrukturierung der Polizei ist notwendig, da dem Land Brandenburg in Zukunft 20 Milliarden Euro weniger zur Verfügung stehen. Von diesen Sparmaßnahmen sollen Bereiche wie Wissenschaft, Bildung und Technologieförderung nicht betroffen sein.
Das Thema sorgt für Diskussionen und Herr Platzeck hört sich jeden Kommentar in Ruhe an. Natürlich wird es Änderungen geben, aber wer sich heute bei der Polizei bewirbt, muss sich keine Sorgen machen bald wieder rauszufliegen, da kann man sich sicher sein. Matthias Platzeck muss es wissen, eine seiner Töchter ist selbst Polizeianwärterin.
Als Ministerpräsident möchte Matthias Platzeck bei den Bürgern sein. Er ist viel unterwegs um sich Probleme und Fortschritte selbst anzusehen. Eine Schülerin unserer Schule aus Schwedt nutzt die Möglichkeit und macht ihn auf ein dortiges Problem aufmerksam. Von der Sanierung eines Sportplatzes aus Fördermitteln ist noch Geld übrig, welches der Verein nun gern nutzen möchte, um den Fußballplatz mit Kunstrasen zu bestücken. Die Zuständigen in der Stadtverwaltung tun aber nichts. Lösen kann Herr Platzeck das Problem nicht, aber er wird da mal nachhaken und verspricht sich bei der Schülerin zu melden.
Bei einer der letzten Fragen zeigt sich, wie weitläufig die Arbeit in der Politik ist. Frau Dr. Hainich-Doepner fragt, wie die Landesregierung mit dem Lehrermangel umgehen will. Dabei ist der Beruf des Lehrers nur ein Beispiel. Ebenso fehlen unter anderem Ärzte in der Region, kein junger Arzt oder Lehrer kommt freiwillig auf das platte Land. Das Land und die Arbeit muss also attraktiver gemacht werden. Dafür wird es in den kommenden zwei Jahren eine Imagekampagne geben. Gleichzeitig muss aber überlegt werden, wie das Bild des Lehrers gebessert werden kann. Platzeck nennt Finnland als Beispiel, dort ist Lehrer einer der am meisten geachtetsten Berufe. Hier dagegen fragen sich viele, warum sie ausgerechnet Lehrer werden sollten. Unsere Schulleiterin hat da eine einfache Antwort: „Weil es unheimlich viel Spaß macht!“. Vielleicht schreckt ja manche das ‚unheimlich‘ ab.
Auf jeden Fall gibt es viel zu tun, sagt der Mann, der eigentlich Politik und Geschichte studieren wollte und zugibt, er wäre heute als Arbeitsloser nicht vermittelbar. Offen bleibt die Frage, wann Herr Platzeck wiederkommt, denn knapp zwei Stunden haben gezeigt: Es gibt viele Fragen, sehr viele.
Hallo Lorenz,
dein Artikel hat mir sehr gut gefallen. Er ist sehr lebhaft geschrieben und liest sich deshalb trotz der Länge wunderbar! Durch deine Schilderungen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Begegnung mit Herrn Platzeck ein unvergessliches Erlebnis für euch war.
Mach weiter so!
Julia Wallentin
Schöner Artikel, Lorenz!
Ich hoffe, dass wir auch noch einmal die Chance auf einen Termin mit Herrn Platzeck bekommen. Ein Termin steht ja bereits.