"Oh mein Gott"

Von Kora Palow (11. Klasse)
Redakteurin der Schülerzeitung InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten
Wenn ein lispelnder Kriegsgott und der schwule Hermes im Götterplayboy blättern; wenn der Mensch entsteht, sprechen, streiten und lieben lernt;
wenn sich 6000 Jahre Geschichte in eine absolut amüsante Stunde drängen,
dann nennt sich das „Oh mein Gott“ und ist das Theaterstück des Kurses „Darstellendes Spiel“ der Jahrgangsstufe 12 am Mittwochabend, den 24.06, in der Aula des Einstein-Gymnasiums. Geleitet wird der Kurs von Frau D. Meyer.
Der Untertitel „Somewhere, something went terribly wrong“ passt dabei im Nachhinein gar nicht zu diesem Abend, an dem einfach alles wie geschmiert läuft und die Lacher im Sekundentakt auf die Schauspieler einprasseln.

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Und das ist die Story: Die Götter haben fünf Tage lang hart gearbeitet und die Welt erschaffen, doch nun sitzen Zeus und Ares im Himmel und langweilen sich zu Tode. Da kommt ihnen eine fabelhafte Idee: Sie wollen die Erde mit ihren Ebenbildern bevölkern, die sie „Menschen“ nennen. Die Zaubertafel kommt zum Einsatz, alles was darauf gezeichnet ist, beeinflusst die Geschichte unmittelbar. Die wilde Zeitreise beginnt bei den Urmenschen, weiter geht’s mit der mächtigen Cleopatra, und dann folgt der Krimi im mittelalterlichen Königreich, wo die besitzergreifende Mätresse die Tochter des Königs umbringen lässt. Er jedoch frönt lieber seiner Leidenschaft für feminine Garderobe als sich mit dem Ermittler Holmes und einem famos stotternden Watson abzugeben. Der Frieden hält auf Erden Einzug und beseelt die Hippies, die auf der Bühne die Flower-Power feiern und sich von einer Wahrsagerin die Zukunft weisen lassen. Genau die wird dann als Horrorszenario der Hygienefanatiker dargestellt. 
Bei dieser Fülle der Geschichte hätte das Stück leicht verwirrend werden können, es ist jedoch unglaublich lustig und kurzweilig gestaltet, mit einem tollen Bühnenbild, schönen Kostümen und raffinierten Texten. Obwohl alle Beteiligten in ihren Rollen aufzugehen scheinen, treten ein paar der Darsteller doch besonders hervor, vielleicht auch, weil schon ihre Charaktere einen unvergesslichen Auftritt versprechen: Da ist Florian Granzow als nervöser, tollpatschiger und aufdringlicher Assistent des Detektivs, der einfach nur zum Schreien komisch ist. Jan Schulz zeigt in seiner Besetzung als Götterbote, Caesar und König seine schauspielerische Vielfalt, scheint jedoch eine gewisse „feminine Ader“ unbedingt zeigen zu wollen, was auch köstlich amüsiert. Nicht zuletzt spielt Jessy Peters nicht nur fabelhaft den Gott des Krieges und behält konsequent den unglaublich lustigen Sprachfehler bei, sondern er muss auch ein Improvisationstalent sein, da er den abwesenden Darsteller des Sherlock Holmes tadellos ersetzt.
Alles in allem ist dies eine schöne Idee, die eine super Umsetzung erfährt. Die Erwartungen wurden haushoch übertroffen. Deswegen bleibt mir nur ein Riesenlob an die Beteiligten auszusprechen und allen, die diesem wunderbaren Abend nicht beiwohnen konnten, zu sagen: Ihr habt echt etwas verpasst!
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 Beim Abschlussapplaus (von links nach rechts): Julia Wiesner, Denny Peters, Kristin Hartwig, Claudia Laatsch, Lisa Gäbe, Max Florian, Sarah Cieplick, Michelle Wolter, Lysann Gieseler, Judith Köpernick, Lisa Gehrke, Florian Granzow, Lisa Eiling, Nicol Emeling, Nils Fliedner, Jan Schulz, Robin Schmock

1 thought on “"Oh mein Gott"

  1. Hallo liebe InVitro,
    es ist ja schon sehr erstaunlich, mit welcher Begeisterung über das Stück geschrieben wird, noch besser finde ich es aber, dass es RSS-Feeds gibt, die einem auf der eigenen Google-Startseite sagen, obs was neues gibt, und es gab was neues! Wirklich sehr schöner Artikel, gleicht in seiner Form und seinem Stil einem Kommentar! Wäre gerne dort gewesen, allein schon weil ich selber in der 11ten, 12ten und 13ten Klasse im DSP-Kurs bei Frau Meyer war, und es immer eine wunderbare Stunde war! Aber dieser Artikel reicht schon aus, um sich etwas unter dem Stück und die Atmo in der Aula vorstellen zu können! Wenn es wiederholt werden sollte, bitte ich um eine Nachricht!
    Liebe Grüße von der Spree!
    LS

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