Mission Transcription: Die Preisverleihung

Von Laura Promehl (Q 3)
Redakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Sebastian Maier
Gastfotograf bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Wir konnten es nicht glauben. Wir, acht völlig normale Einsteiner und unsere Lateinlehrerin, gewinnen den ausgeschriebenen „Liselotte Richter-Preis“. Das schier endlos scheinende Entziffern von Buchstaben und das Zusammenreimen von Worten hatte ein Ende.
Es verging viel Zeit bis wir Näheres zur Preisverleihung erfahren sollten. Mit Tests, mündlichen Leistungskontrollen und Hausaufgaben über Hausaufgaben hatte uns der Schulalltag wieder. Unsere Gedanken an die Preisverleihung hatten sich verflüchtigt. Bis zu dieser einen Lateinstunde.
Frau Maier rief die SOKO Transcription nach vorn und wir bekamen unsere Einladungen. Die Preisverleihung sollte am Freitag, dem 29. November 2013 im Nikolaisaal in Potsdam stattfinden. An diesem besagten Freitag sollte es also losgehen.
Wir waren alle noch nie auf einer so festlichen Preisverleihung. Besonders bei uns Mädchen stand dann die Frage im Raum: „Was ziehe ich bloß an???“. Aber als wir uns dann um 15 Uhr am Bahnhof trafen, sahen wir, dass wir weder under- noch overdressed waren. Nur die umstehenden Schüler, die gerade ihre 8. Stunde vollendet hatten und auf ihren Bus warteten, wunderten sich.
Wir wurden mit zwei Kleinbussen vom Bahnhof in Angermünde abgeholt und nach Potsdam gefahren. Dank der freundlichen Unterstützung der „Massiv Bau GmbH Casekow“, des „Schwan-Service Casekow“ und des Fördervereins unserer Schule (und nicht zu vergessen: Frau Maiers Engagement) entstand für uns kein Unkostenbeitrag.
 

Alle Mitfahrer kurz bevor wir uns auf den Weg nach Potsdam machten
Alle Mitfahrer kurz bevor wir uns auf den Weg nach Potsdam machten

 
Wir acht SchülerInnen machten uns gegenseitig Mut im Bus, denn wir hatten nur wenig Ahnung von dem, was uns im Nikolaisaal in Potsdam erwarten sollte. Im anderen Bus fuhren Frau Maier und ihr Mann, Frau Dr. Hainich-Doepner, Frau Promehl und Frau Otto. Die Stimmung im „Erwachsenenbus“ kann ich nicht beurteilen.
In Potsdam angekommen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt, denn uns blieb noch ein wenig Zeit bis die Festveranstaltung beginnen sollte. Nachdem wir uns dort mit einem Tee oder einem Kaffee von den Außentemperaturen erholt hatten, mussten wir uns schon wieder in die Kälte begeben, denn in ein paar Minuten begann der Einlass.
Es war 18:15 Uhr. Wir begaben uns in den Saal und wurden zu unseren Plätzen gewiesen. Sie waren für uns in den ersten beiden Reihen reserviert. Uns lächelten die Schilder mit der Aufschrift „Einstein-Gymnasium“ an. Wir nahmen Platz und sahen zu, wie sich der Saal langsam aber sicher füllte.
 
Unsere reservierten Plätze
Unsere reservierten Plätze

 
Die Festveranstaltung startete mit der Grußansprache des Präsidenten Günter Stock. Er kündigte ein musikalisches Stück vom Duo Nielsen-Chorin an. Das Duo besteht aus der Violinistin Suanja Nielsen aus Schweden und aus der Cellistin Noa Chorin aus Israel. Dieses Duo gefiel uns SchülerInnen sehr gut.
Anschließend übernahm Sabine Kunst das Grußwort. Sie ist Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Es folgte die Vorstellung der neuen Mitglieder der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Wir wurden langsam unruhiger, denn der Abend schritt voran und es konnte nicht mehr lange dauern bis wir unseren „großen Auftritt“ hatten. Doch wir mussten uns noch etwas gedulden, denn Vorrang hatte der Festvortrag. In diesem Jahr wurde er von dem Akademiemitglied Dagmar Schipanski zum Thema „Sehnsucht – Einiges Europa“ gehalten. Darauf folgten die Verleihung des Potsdamer Nachwuchswissenschaftler-Preises und einiger Preise der Akademie.
Und dann war es soweit. Unser Puls begann höher zu schlagen. Günter Stock kündigte uns an: „Und wie könnte man den Abend schöner beschließen, als SchülerInnen auszuzeichnen?“ Spätestens jetzt waren die letzten von uns auch aufgeregt. Auf anfangs wackeligen Beinen machten wir uns auf den Weg auf die Bühne.
 
Das projizierte Bild der SOKO Transcription
Das projizierte Bild der SOKO Transcription

 
Ein Raunen durchzog den Saal, als die Gäste sahen, welche Arbeit wir geleistet hatten
Ein Raunen durchzog den Saal, als die Gäste sahen, welche Arbeit wir geleistet hatten

 
Da standen wir nun. Wir bekamen nacheinander unsere Urkunden und einen festen Händedruck vom Präsidenten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Als wir auf der Bühne standen, wurden wir von hochkarätigen Doktoren und Professoren beäugt. Herr Stock beendete seine Laudatio mit dem Satz: „Wer diese Schüler nicht auszeichnet, ist selber schuld!“ Es war ein komisches Gefühl.
 
Die Ersten bekommen ihre Urkunde
Die Ersten bekommen ihre Urkunde

 
Unser "Auftritt" neigt sich dem Ende
Unser „Auftritt“ neigt sich dem Ende

 
Als wir dann wieder saßen und unsere Urkunden näher betrachten konnten, waren wir dafür umso glücklicher und erleichterter. Es war schön mitzuerleben, wie viele der Gäste noch extra auf uns zukamen und uns persönlich gratulierten zu dieser so „tollen, anstrengenden Arbeit“. Es wurde über die kleine feine Stadt Angermünde und über alte Lateinkenntnisse geplauscht.
 
Unser Abschlussbild
Unser Abschlussbild

 
Um 21:45 Uhr wurden wir von unseren zwei Busfahrern wieder vom Nikolaisaal abgeholt. Weil aber so viel Aufregung und Lob hungrig macht, musste noch ein kleiner Zwischenstopp bei McDonalds eingelegt werden.
 
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Ein Teil von uns beim Magenfüllen

 
Mit vollem Magen und immer noch überwältigt von den Eindrücken kamen wir um ca 00:30 Uhr im trauten Heim an.
Mit dieser Preisverleihung endet allerdings auch die Zeit der Transcription. Anfangs konnten wir die Arbeit, die hinter einer Transkription alter Handschriften steckt, nicht so richtig einschätzen. Wir wagten den Versuch und schwankten zwischen Motivation und Resignation. Doch jetzt wollen wir keine der transkribierten Silben mehr missen. Wir wissen nun, dass auch lateinische Handschriften berühmter Menschen kein Buch mit sieben Siegeln sein müssen.
Doch ohne Frau Maier wären wir nicht auf diesen Wettbewerb gekommen oder hätten ihn gar gewinnen können. Dank ihres Engagements und Wissens war es uns möglich, diesen Erfolg zu erzielen.

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