Neu! Abitur 2015: Die Schülerrede im Kloster

Text: Rika Gebert und Ben Schneider (Abitur 2015)
GastredakteurInnen bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung der Marktfotografen in Angermünde
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Im Fotostudio der Marktfotografen in der Berliner Str. stehen seit Donnerstag, 31.06., 1400 Bilder von der Abiturübergabe in der Klosterkirche und dem Abiball zur Auswahl bereit.
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Am Freitag, dem 26. Juni 2015 war es soweit: die Abiturientinnen und Abiturienten erhielten feierlich ihr Abitur. Die feierliche Zeugnisausgabe fand traditionell in der Klosterkirche Angermünde statt. Rika Gebert und Ben Schneider formulierten die Dankesworte der Schülerinnen und Schüler.
 
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Liebe Mitschüler und Freunde, liebe Mamas und Papas, liebe Omas und Opas, liebe

Geschwister, liebe Lehrerinnen und Lehrer, werte Gäste,
Hakuna Matata – das heißt die Sorgen bleiben dir immer fern. Lange haben wir auf diesen Tag hingearbeitet bis wir heute endlich unsere Abiturzeugnisse überreicht bekommen.
Auch bei der Geburt Simbas kamen alle Familien zusammen, um ein großes Ereignis zu feiern. Es mag vielen von Ihnen nicht bewusst sein, aber der „König der Löwen“ beinhaltet mehr Parallelen zu unserem bisherigen Leben als zunächst vermutet.
Gut behütet verbrachten wir unsere Kindheit, beschützt von unseren Eltern und Verwandten bis wir alt genug waren auf eigenen Beinen zu stehen, um in das Unbekannte aufzubrechen. Diese ersten Gehversuche waren noch wackelig und manchmal etwas unbeholfen.
Obwohl es feste Regeln gab, war die Neugier stärker und sorgte dafür, dass wir das ein oder andere Mal in Schwierigkeiten steckten und Rückschläge einstecken mussten.
Selbst wenn einige Situationen aussichtslos erschienen, waren es doch immer unsere Familien, die uns halfen, auch das größte Hindernis zu meistern. Denn Ihr hattet immer ein offenes Ohr für unsere Sorgen, habt manchmal Tränen getrocknet und wart unsere Rückendeckung, wenn wir euch am dringendsten brauchten.
Worte können hier nicht ansatzweise das zum Ausdruck bringen, was ihr in unserem ersten wichtigen Lebensabschnitt für uns geleistet habt, aber Julia Engelmann, Deutschlands bekannteste Poetry-Slammerin, sagt es folgendermaßen:
Ihr seid mein Ursprung, mein Vertrauen,
meine Insel und mein Schatz,
mein Mund formt euer Lachen,
mein Herz schlägt euren Takt.
Ihr seid mein Beweis, dass Liebe mehr als Geld zählt,
seid der Rahmen für mein Weltbild,
alles, was für mich als Held gilt.
Ihr gebt mir Halt, ohne mich festzuhalten, schafft es,
wenn ich´s nicht kann, mich auszuhalten,
würdet nichts tun, mich je aufzuhalten,
eher bringt ihr mich dorthin.
Ich brauch nichts zeigen und ihr seht mich,
ich brauch nichts sagen, ihr versteht mich,
ich brauch nichts haben und ihr nehmt mich,
nehmt mich einfach wie ich bin.
Doch es wird nicht alles so bleiben wie es ist. Mit diesem Tag beginnt für uns ein neuer Lebensabschnitt. Eine Zeit in der unsere Familien nicht mehr 24 Stunden für uns da sein können, doch unsere Eltern bleiben immer unsere Eltern, egal wie weit sie entfernt zu sein scheinen.
Das Leben, das vor uns liegt, steckt voller Herausforderungen, die wir alleine oft nicht meistern werden. Diesen Weg durch den Dschungel müssen wir aber nicht alleine bestreiten. Zusammen mit unseren Freunden haben wir auch schon in der Vergangenheit zahlreiche Unterrichtsstunden überstanden und mit unterschiedlichem Interesse verfolgt, Wandertage, mehr oder weniger wandernd erlebt, den Lehrauftrag bei Kurs- und Klassenfahrten immer vollständig erfüllt, Hausaufgaben auf Facebook im Kollektiv gelöst und Pausen unvergesslich gemacht.
Wir haben deshalb auch unseren Freunden viel zu verdanken. Auch sie formten uns zu den Menschen, die wir heute sind.
 
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Auch in Zukunft werden unsere Freunde einen großen Einfluss auf unser Leben haben. So hat auch Simba Timon und Pumbaa kennengelernt, als für ihn ein neuer Lebensabschnitt begann. Auf unserem Weg werden bis dato fremde Personen zu neuen Freunden, die uns mit verschiedenen Philosophien helfen werden, die neue Welt zu verstehen und zu erobern.
Aber eine Gruppe haben wir bisher komplett vernachlässigt. Neben unserer Familie und unseren Freunden prägten unsere Lehrer uns wie kaum jemand anderes. Sie waren und sind nicht nur für unsere Zukunft maßgeblich verantwortlich gewesen; sie begleiteten uns auch auf diesem Weg.
Als wir am 31. August 2009 das Einstein-Gymnasium zum ersten Mal betraten, konnten wir zwar bereits lesen, schreiben, rechnen und kannten ein paar grundlegende Fakten zum Thema Sachkunde, dank unserer Grundschullehrer. Aber das dies bloß der Anfang einer langen Reise war, sollten wir schon bald erfahren. Dabei schwangen in der Erinnerung die prophezeiten Theorien der Grundschullehrer über das Gymnasium mit: Erbitterter Unterricht ohne Fragen und Hilfestellungen, eine Freizeitreduzierung auf null und ein enormes Wissenspensum, das kaum zu erfüllen sei.
Das dies nicht vollends zutraf, hatten wir auch unseren Lehrern zu verdanken. Letztendlich lernten wir viel, auch viel Unnützes – aber immer Wichtiges, über Wirtschaftsordnungen, Evolutionstheorien, Leninismus, Sozialismus, Kapitalismus, Organismus, Parallelismus.
Aber auch wahnsinnig spannendes wie die Endosymbiontentheorie, propriozeptives Krafttraining, die Henderson-Hasselbalch Gleichung oder das Subsidiaritätsprinzip, Matrixdarstellung einer affinen Abbildung und die Onomatopöie.
So trocken diese Lehrinhalte auch erscheinen mögen, haben sich doch alle Lehrer bemüht sie lebhaft und abwechslungsreich zu gestalten. Dabei war es ihnen nicht immer wichtig bloß auf pure Fakten, Informationen oder Tabellen Wert zu legen, sondern auch auf persönliche Aspekte von uns einzugehen.
In den sechs Jahren, die sie uns begleiteten, halfen Sie uns mit der ein oder anderen Liane durch den Dschungel. Obwohl so mancher unserer Lehrer uns einen Kieselstein oder auch einen Brocken vor die Füße legte, lernten wir dadurch, Steine aus dem Weg zu räumen.
 
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Wir machten es Ihnen in den Jahren nicht immer leicht – aber das beruhte auf Gegenseitigkeit. Trotzdem fanden wir immer wieder Momente, in denen wir mit Ihnen zusammen lachen und über den ein oder anderen Blödsinn reden konnten. Für die Zeit, ihre Rücksicht, ihr Vertrauen und unsere gemeinsamen Erfahrungen möchten wir Ihnen unseren Dank aussprechen.
Seit unserem letzten Schultag vor 64 Tagen ist einige Zeit vergangen, in der wir ein klein bisschen gefeiert, Schlaf nachgeholt und einfach mal entspannt haben. Nebenbei standen noch ein paar Abiturprüfungen an und der ein oder andere nutzte die Zeit um seine Zukunft zu planen.
Unser Jahrgang ist geprägt von vielen Individualisten. Den einen zieht es in die Ferne. So werden bereits in wenigen Wochen einige von uns über den gesamten Erdball verteilt sein. Ob Belgien, Australien oder die USA, überall werden sich Schüler dieser Schule wiederfinden und ihren eigenen Traum realisieren.
Andere bleiben in der Heimat und werden sie bald mit anderen Augen sehen. Wieder andere gehen in die Städte Deutschlands um zu studieren und ihren weiteren Lebensweg zu bestreiten. Unsere unterschiedlichen Ziele erfordern unterschiedliche Wege, die jeder selbst gehen muss. Wir hoffen, dass sich unsere Wege auch zukünftig das ein oder andere Mal kreuzen werden und wir dann von neuen Erfahrungen und Erinnerungen berichten können.
Wenn wir uns in ein paar Jahren als Ingenieure, Anwälte, Ärzte, Lehrer, Beamte, Arbeiter, Polizisten und Politiker wiedersehen, können wir glücklich auf eine Zeit am Einstein-Gymnasium zurückblicken. Diese Zeit prägte uns in unserem Denken und Handeln und wird es auch lange noch tun.
Genau für diese unvergesslichen Jahre möchten wir uns deshalb, im Namen des gesamten Jahrgangs und aller Ehemaligen bei den Lehrern und Referendaren, Eltern und Familien, Freunden und Bekannten, helfenden Händen, den Sekretärinnen, den Hausmeistern und allen anderen, die uns in diesem Lebensabschnitt begleiteten und zur Seite standen recht herzlich bedanken.
Und damit ist unsere Mission Abi 2015 offiziell beendet und gemeistert!
In diesem Sinne Hakuna Matata und genießen Sie den Abend!
 
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