Das nächste Treffen des Angermünder Bürgerbündnisses für eine gewaltreie, tolerante und weltoffene Stadt findet am Dienstag, 12. April 2016, von 18-20 Uhr im Ratssaal des Angermünder Rathauses statt. Jeder und jede ist willkommen!
Einen Eindruck von diesen Treffen vermittelt der folgende Artikel einer Schülerin.
Text: Skadi Pest (Kl. 11)
Gastredakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Angermünde ist keine engagierte Stadt. Eine Aussage, die wohl viele Angermünder so unterschreiben würden. Ich war zugegebenermaßen auch der Meinung, bis ich im Januar 2015 zum ersten Mal einer Versammlung des Angermünder Bürgerbündnisses beiwohnte.
„Mir wurde schon von einigen Städten berichtet, deren Bürgerbündnis aus vier bis fünf Personen besteht. Zwei davon hatten Hausverbot im Asylbewerberheim.“, berichtet Religionslehrer und engagiertes Mitglied des Bürgerbündnisses Wolfgang Rall am Anfang der ersten Bündnissitzung des Jahres 2016.
In dem großen Raum des Angermünder Rathauses befinden sich an diesem Dienstagabend hingegen zehnmal so viele Menschen, die sich bereits alle für Asylbewerber engagieren oder in Zukunft engagieren wollen. Sogar einige interessierte Vertreter der Angermünder Asylbewerber sind darunter. Auch altersmäßig ist das Publikum breit gefächert: an dem Tischkreis haben zwar viele ältere Herrschaften Platz genommen, doch fast genauso viele Jugendliche und junge Erwachsene sitzen dazwischen.
Das erste Thema auf der Tagesordnung wird von Robert Schindler, einem jungen Politiker der Grünen, angesprochen. Er informiert über die Einrichtung eines momentan dringend benötigten Amtes: ein ehrenamtlicher Integrationsbeauftragter soll für Angermünde gewählt werden. Die Stelle ist vor allem wichtig, um die vielen freiwilligen Helfer in den momentan zwei Asylbewerberheimen der Stadt zu koordinieren und zudem einen Ansprechpartner für diese zu schaffen.
Desweiteren berichtet die Leiterin der Angermünder Volkshochschule über die anlaufenden Deutschkurse für Flüchtlinge. Es gibt extrem großen Andrang und die Kurse sind voll, ein Zeichen für die hohe Integrationsbereitschaft der Angermünder Flüchtlinge. Für die Kurse werden auch Räumlichkeiten des Gymnasiums genutzt, wobei ein Zusammentreffen mit den Schülern nicht zu vermeiden ist. Das ist für die Integration sehr gut, da man sich „aneinander gewöhnt“. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die meisten Schüler positiv darauf reagieren.
Das Bürgerbündnis bietet auch eine gute Möglichkeit, persönliche Probleme loszuwerden und mit geeigneten Ansprechpartnern in Kontakt zu kommen. Ein älterer Herr beschwert sich zum Beispiel, dass er trotz Universitätstudiums aufgrund fehlender Spezialqualifikationen nicht an der Volkshochschule Deutsch unterrichten darf. Von einer Mitarbeiterin der Angermünder Flüchtlingsheime wird ihm daraufhin das Angebot gemacht, direkt in den Heimen zu unterrichten.
Andere Probleme lassen sich jedoch weniger leicht lösen: das Wohnungsproblem zum Beispiel. Immer mehr Flüchtlinge müssen das Heim verlassen und haben zu wenig Deutschkenntnisse, um sich selbstständig eine Wohnung zu suchen. Zudem vermieten die meisten Vermieter im Raum Angermünde nicht an Flüchtlinge. Nur ein einziger Großvermieter zeigt sich momentan sehr kooperativ. Dieser jedoch vermietet fast nur in umliegenden Dörfern mit schlechten Busanbindungen. Viele der Flüchtlinge langweilen sich dort und fühlen sich ausgegrenzt.
Doch am Ende der Sitzung gibt es auch positive Nachrichten und Fortschritte zu verkünden: am 18. Januar 2016 hat der erste Angermünder Flüchtling seinen Arbeitsvertrag beim ABW unterschrieben.