Quantensprung

Das nächste „Begegnungskaffee und Kuchen“ findet am Sonntag, den 24.04.2016, von 15.00 bis 17.00 Uhr in Angermünde im Gemeindehaus (Kirchplatz 2) statt.
Einen Eindruck von diesen Treffen vermittelt der folgende Artikel.
 
Text und Fotos: Ben Schneider (Abitur Juni 2015 am Einstein-Gymnasium Angermünde)
Gastredakteur bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel über das Angermünder Begegnungskaffee und Kuchen. Ich bin nach wie vor von der Idee begeistert, Menschen bei einer Tasse Kaffee oder Tee und einem Stück Kuchen zusammenzubringen. Gerade in Zeiten großer Wahlerfolge der AfD in der gesamten Bundesrepublik ist es wichtig, Ängste abzubauen und den Zusammenhalt zwischen Einheimischen und Geflüchteten zu stärken.
 

Herr Rall eröffnet das mittlerweile siebte Begegnungskaffee und Kuchen
Herr Rall eröffnet das mittlerweile sechste „Begegnungskaffee und Kuchen“

 
Als ich das letzte Mal das Begegnungskaffee im Februar besuchte, wurde ich abermals überrascht. Nach einer kurzen Ansprache von Herrn Rall, nahm der schon fast gewohnte Betrieb seinen Lauf. Mittlerweile haben beide Seiten große Teile ihrer Angst abgebaut. Die Menschen wirken offener, Gespräche kommen schneller zustande. Fast schon wie eine eingeschworene Truppe wirken die Leute, die sich seit Monaten immer wieder im Gemeindehaus neben der Marienkirche treffen. Seit September 2015 existiert das Begegnungskaffee und Kuchen und die anfängliche Skepsis einiger Teilnehmer ist heute nicht mehr zu spüren.
 
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Eine Schwierigkeit, die den Organisatoren dennoch bewusst wurde, ist die Kommunikation. Natürlich haben alle immer etwas zu berichten, doch die Sprachbarrieren sind teilweise noch sehr hoch. Dazu kommt der triste Alltag der Geflüchteten, die häufig zum Nichtstun verurteilt sind und manche nach wenigen Minuten Berichterstattung verstummen lässt. (Ein Missstand der immer noch durch bürokratische und gesetzliche Hürden geduldet wird und nicht gerade zur Akzeptanz in der breiten Bevölkerung beiträgt.) Aus solchen und ähnlichen Gründen wurden dieses Mal nach der Stärkung durch Kaffee, Tee und Kuchen Spieltafeln angeboten. Engagierte SchülerInnen hatten sie unmittelbar vor der Eröffnung des Begegnungskaffees in Handarbeit hergestellt.
 
In einem Zimmer können Kinder und Jugendliche gemeinsam spielen und basteln
In einem Zimmer können Kinder und Jugendliche gemeinsam spielen und basteln

 
Mensch ärgere dich nicht gehört zu einem der beliebtesten und bekanntesten Spielen Deutschlands. Jedes Kind ist damit aufgewachsen. Die Regeln sind simpel, das Spiel schnell und mit wenigen Worten erklärt. Ein Spiel geradezu prädestiniert für das gemeinsame Spielen mit Geflüchteten. Der innere Spieltrieb ist auch ein Merkmal, das alle Menschen auf der Welt gemeinsam haben. Jede Kultur, jede Zivilisation auf der Erde hat irgendwann in der Geschichte eigene Spiele hervorgebracht. Als nun also die Spielflächen, Spielsteine und Würfel an den Tischen verteilt wurden, dauerte es nicht lange, bis die Figuren über die Felder jagten. Unterschiede in Person und Kultur waren schnell vergessen. Gespräche wurden in diesem Moment mehr als nur ein einfaches Frage-Antwort-Spiel. Es wurde mitgefiebert und gelacht. Ganz sicher, diese Spieltische bereicherten die Veranstaltung. Dieser Tag war für mich ein Quantensprung in der Kommunikation und Interaktion zwischen Einheimischen und geflüchteten Menschen.
 
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Immer wieder werde ich von den Angermündern überrascht. Dass ein einfaches Spiel die Atmosphäre so verändert, hätte ich vor dem Begegnungskaffee und Kuchen im Februar nicht für möglich gehalten. Die gelöste Stimmung, das Lachen der Spieler, all das zeigt, wie gut wir eigentlich zusammenleben können. Das uns immer mehr verbindet, als uns trennt.
 
 
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