Von den Rechten lassen wir uns keine kleben

Vorbemerkung: Dieser Artikel der Schülerzeitung wurde erstmals am 16.05.2016 auf unserer Schulhompage veröffentlicht. Auf Grund der anhaltenden Aktualität des Themas in Angermünde und auf Grund der zugesendeten Kommentare steht der Artikel nun wieder bei den neuesten Beiträgen. Die im Artikel beschriebene Aktion läuft nach wie vor. Hinweise, wo solche Sticker kleben, helfen uns, in der im Artikel beschriebenen Art und Weise zu reagieren.
 
Text: Marie Svarovsky (bei der Erstveröffentlichung Kl. 9/2, inzwischen Kl. 10/2)
Redakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: Wolfgang Rall (Religionslehrer)
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Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sollte man immer aufmerksam sein. Egal, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto. So lautet wohl eine Grundregel, die einem schon als Kind beigebracht wird. Vor allem soll man natürlich auf den Verkehr achten. Doch was auch auffällt sind Sticker. Überall kleben Sticker. Auf Postkästen, Straßenschildern, Schaufenstern, Regenrinnen, Autoscheiben und vor allem auf Laternenpfählen. Man läuft an kaum zweien vorbei, ohne dass man Aufkleber oder zumindest Reste davon sieht.
 
Beginn
 
Beginn 1
 
Viele sind Werbung für anstehende Events, Sportvereine oder Musiker. Jedoch mischen sich seit einiger Zeit auch vermehrt Sticker, die rechtsextreme Ansichten vertreten, darunter. Mit Aussagen wie: „Asylbewerberheim – Nein Danke!“, „Volkstod stoppen!“ oder „Flut der Asylarmeen stoppen!“ überlagern sie die Stadt. Viele sagen sich jetzt wahrscheinlich: „Um solche Sticker kümmere ich mich gar nicht. Davon lasse ich mich doch nicht beeindrucken.“ Unser Unterbewusstsein sieht das jedoch anders. Das lässt sich nämlich schon beeinflussen, wenn es täglich Dutzende solcher Sticker liest. Und genau darauf wollen Parteien wie „Der III. Weg“ hinaus, wenn sie die Straßen mit ihren Aufklebern regelrecht bombardieren.
In unserer Heimatstadt Angermünde haben solche Parteien ebenfalls ihre Werbung verteilt. Auch uns Schülern sind Sticker bereits mehrfach aufgefallen. So hat unser Religionslehrer Herr Rall eine neue Aktion ins Leben gerufen. Mit Ordnungsamt und Polizei abgesprochen, konnten wir losziehen um einige Aufkleber, die rechtsextreme Statements verbreiten, zu entfernen. Jegliches nicht genehmigtes Bekleben ist in der Stadt verboten, nur hat kaum jemand Zeit, um dagegen vorzugehen.
 
Isana
 
Sobald also alle Teilnehmer der Religionsgruppe einverstanden waren, konnte unsere „Putzaktion“ beginnen. Wir waren mit Putzlappen und Aceton oder Nagellackentferner ausgestattet und starteten in Richtung Stadtzentrum Angermünde.
 
Aceton
 
Zunächst gingen wir zu zwei Plätzen an denen bereits Sticker gesichtet wurden. Abwechselnd konnten wir uns dann am Entfernen versuchen. Ganz so leicht ist das nämlich nicht. Einige Aufkleber haben bereits Schutzschichten, um einfaches Abziehen zu verhindern.
 
Volkstod 2
 
Volkstod 1
 
Nach ein wenig Schrubben und Einweichen konnten wir jedoch alles restlos entfernen. Vor dem Vernichten ist es aber wichtig, ein Foto vom Sticker zu machen. Diese können an das Ordnungsamt weitergegeben werden. So ist ersichtlich, wo sich Aufkleber vermehrt zeigen.
 
Katholische Kirche
 
Gartenstraße
 
Nachdem wir noch einige weiteren Straßen durchkämmten, war unsere Unterrichtszeit schon wieder vorbei und wir gingen zur Schule zurück. Mit unserer Gruppe haben wir an diesem Tag ca. 12 Sticker entfernen können und noch 5 weitere gefunden, die wir aufgrund des Zeitmangels nicht mehr geschafft haben. Damit war die Putzaktion aber noch nicht vorbei. Im Laufe der folgenden Wochen haben noch weitere Religionsgruppen Angermünde von rechten Statements befreit. Auch in anderen Ecken der Stadt waren sie unterwegs und konnten insgesamt inzwischen ca. 120 Sticker entfernen.
 
Briefkasten
 
Anhänger vom III. Weg oder ähnlichen Gruppierungen werden sicher irgendwann wiederkommen, um Laternen von neuem zu Bekleben. Doch können wir mit solchen Aktionen zeigen, dass es engagierte Schülerinnen gibt, die solchen Fremdenhass nicht zulassen wollen. Die Putzaktion wird sicher weiterlaufen. Und falls Du als Schüler unserer Schule solche Sticker entdeckst, mach einfach schnell ein Foto und zeige es am nächsten Tag Herrn Rall. Jeder kann beim Verhindern solcher unbewussten Beeinflussung helfen.

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