Das Dorf, in dem der Bus nicht kommt

Von David Schubert (Kl. 10/1)
Redakteur der Schülerzeitung InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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In unserer Uckermark ist es als Jugendlicher schwer, seine Freunde und Bekannten zu treffen. Was meistens an der Dorfsituation liegt. Das heißt, dass jede Stunde ein Bus oder nur einer am Tag fährt. Buspläne auf entlegenen Dörfern sind dafür das beste Beispiel. Der UVG kann man dafür keine Schuld geben. Die Busse können schließlich nicht den ganzen Tag fahren. Falls vielleicht nur zwei Menschen am Tag mitfahren, was auf vielen Dörfern der Fall ist. Die Kosten dafür wären zu groß und es würde nur riesige Verluste geben. Trotzdem sind die mangelnden Fahrverbindungen für Jugendliche heute ein Problem.

Ein Dorf in der Uckermark

Diese Hürden der Entfernung halten aber nicht alle Jugendlichen auf. Von den hundert Schülern unserer Schule, die wir befragten, gaben nämlich fast die Hälfte an, sich am liebsten draußen zu treffen. Unter anderem in der Stadt zum Bummeln oder auf dem Sportplatz.

Der Gegenpart dazu ist die andere Hälfte, die sich am liebsten Zuhause mit ihren Freunden trifft. „Zuhause ist es immer noch am schönsten“, könnte dabei der Leitgedanke gewesen sein. Wir denken aber, dass die begrenzten Möglichkeiten, ohne Chauffeur  irgendwo hin zu kommen, das Problem sind.

Unsere  Anschlussfrage an die  Sportler, Stubenhocker und Einkaufswagenschieber war ob, sie einen Jugendtreff wollen oder nicht. Die Hälfte unserer befragten Mitschüler war dafür, einigen war es egal. Die andere Hälfte war der Meinung, dass sie keinen Jugendtreff benötigen.

Das Erstaunliche daran ist, dass von hundert Schülern kein Einziger angab, einen Jugendtreff wie die Alte Brauerei zu besuchen. Viele wollten aber einen Jugendtreff. In unserer Arbeitsgruppe kamen wir zu dem Entschluss, dass die Anzahl der Jugendtreffs nicht das Problem ist. Wir denken, dass ein Teil der Jugendlichen die Angebote nicht nutzen will und die anderen sie nicht nutzen können. Die mangelnde Werbung ist ein großes Problem dabei, ein Beispiel dafür wäre  die Braue. Dazu kommt, dass die Schüler, die unter der Dorfsituation leiden, nicht einmal die Möglichkeit haben, das Angebot wahrzunehmen. Selbst wenn sie wissen, dass es solch ein Angebot gibt.

Ich bin einer der Glücklichen, die 50 km von unserem Gymnasium entfernt wohnen. Auf einem Dorf, dass als Musterbeispiel für mangelnde Busverbindungen herhalten kann. Bis zu meinem sechszehnten Lebensjahr war ein anderer Treffpunkt als bei Freunden oder Zuhause gar nicht möglich. Heute habe ich eine so genannte „ Prüfbescheinigung zum Führen von Mofas“. Darüber lässt sich sagen, was man will, aber es erfüllt seinen Zweck. Dank dieser Bescheinigung kann ich jederzeit zum nächsten Bahnhof und mir stehen alle Türen offen, wenn auch mit begrenztem Tempolimit.

(Der Artikel ist im Zusammenhang eines Gruppenprojekts im Fach Politische Bildung entstanden.)

5 thoughts on “Das Dorf, in dem der Bus nicht kommt

  1. Ich finde die Überschrift sehr gut gewählt. Auch die Ergebnisse zu den Umfragen sind sehr interessant, wir haben ein ähnliches Ergebnis gehabt. Aber in unserer Umfrage gab kaum jemand an, sich überhaupt draußen zu treffen. Und wie man ja sieht: die „Alte Brauerei“ wird kaum als Jugendtreffpunkt genutzt. Die große Frage bleibt also: Wäre es überhaupt sinnvoll, einen neuen Jugendtreffpunkt in Angermünde zu schaffen? Mangelnde Werbung finde ich, ist außerdem, wie du schon sagst, ein großes Problem.

  2. Das geschilderte Problem der schlechten infrastrukturellen Verbindung im Großraum Uckermark weist doch nur auf eine Tatsache hin. Die Schulen in solchen Gebieten sind zentrale Foren der interpersonalen Vernetzung. Hier kommen zwangsläufig gleichaltrige Jugendliche einer Region dermaßen konzentriert zusammen, wie es wohl in keinem Jugendtreff möglich wäre. Zudem sind sie häufig gut erreichbar und günstig gelegen. Wie ihr nachvollziehbar erkannt habt, wird eine bessere Verbindung der uckermärkischen Dörfer durch den öffentlichen Personennahverkehr nicht eintreten. Dementsprechend dürfte auch in Zukunft ein Jugendtreff schwer erreichbar sein. Die anfangs dargestellte Bedeutung der Schulen wird also durch schrumpfende Finanzen des Kreises und den demografischen Wandel noch stärker wachsen. Was lässt sich nun aus diesen Feststellungen als Maxime des zukünftigen Handelns schließen? Die Ganztagsschulen müssen ausgebaut und gefördert werden.

  3. Ich finde, es ist ein Problem, denn ich lebe selbst auf dem Dorf und es fahren nur sehr wenig Busse. Und es sollte nicht nur in Städten Jugendclubs geben, sondern auch auf den Dörfern. Dann muss man, wenn man sich mit Freunden treffen will, nicht unbedingt in die Stadt fahren. Ich finde es gut, dass darüber ein Artikel geschrieben wird.

  4. Dieser Artikel könnte als ein Einstieg für eine problemorientierte Betrachtung der Uckermark genutzt werden.
    Ich finde den Titel des Artikels dabei fast noch ein wenig zu romantisch. Es liest sich wie ein Romantitel.
    Die öffentliche Verkehrsanbindung der Dörfer in der Uckermark ist prekär. So und nicht anders muss das Fazit lauten. Die Uckermark wird zu einem Eldorado für Aussteiger_innen, jedoch nicht für Jugendliche, die den Puls der Zeit spüren wollen.
    Als ich aus der Uckermark in die große Stadt gezogen bin, machte ich eine Menge Erfahrungen, nicht alle davon waren gut und schön, aber die meisten sehr lehrreich. Mich hat das Gefühl beschlichen, dass eine Stadt ein viel größeres Entfaltungspotential für mich bot als es die lieben und kleinen uckermärkischen Dörfer jemals könnten. Das heißt nicht, dass jeder Mensch in die Stadt ziehen soll. Es heißt für mich aber, dass insbesondere den Jugendlichen die Möglichkeit zur Wahl offeriert werden muss.
    In Zeiten, die von jedem ein erhöhtes Maß an Flexibilität und Mobilität verlangen, ist auch der Staat gefragt, entsprechende Möglichkeiten zur Nutzung bereit zu stellen.
    Nun ist mir durchaus klar, dass die angespannte Haushaltslage der Uckermark keine großen Sprünge beim Ausbau der öffentlichen Verkehrsanbindung ermöglicht. Aber hier ist eben Kreativität seitens der Kommunalpolitik gefragt.
    In Templin gab/gibt es das Projekt, dass die Stadtlinie kostenlos von allen Menschen genutzt werden kann. Damit sollte der Tourismus gefördert werden. Super Idee, denn davon profitierten auch die Einwohner_innen der Stadt, insbesondere auch ältere Menschen.
    Was aber kann man in einem großen Flächanlandkreis wie der Uckermark machen, um die einzelnen Dörfer und Städte untereinander besser zu verbinden, ohne die Kosten ins Unendliche zu treiben?
    Eine richtig gute Lösung habe ich auch nicht, aber ich kann nur dazu aufrufen, eine Vielzahl von Projekten in Form von Pilotprojekten los zu treten und sie ein paar Monate/Jahre später auf Realisierbarkeit zu überprüfen.
    Was ist eigentlich mit einem Rufbus? Das Projekt gab es doch schon mal in Angermünde. Gibt es das immer noch? Ich denke, dass der Rufbus ein intelligentes System für die Infrastrukturverbesserung im schwach besiedelten Raum darstellt, denn hier kann bedarfsgerecht reagiert werden.
    Wie machen es eigentlich andere Staaten mit ihren schwach besiedelten Räumen?
    In jedem Falle muss die uckermärkische Infrastruktur verbessert werden und dazu gehört nicht nur der ÖPNV.
    Sollte dies in den nächsten Jahren nicht geschehen, dann kann ich nur jedem empfehlen, es den meisten Abiturienten des Einstein-Gymnasiums gleichzumachen…ABHAUEN und zwar so schnell wie nur möglich!

  5. Dazu muss ich jetzt nochmal was sagen! Eigentlich gibt es in einigen Dörfern Jugendclubs, allerdings sind diese weitestgehend unbekannt und nicht besonders gut besucht …
    Das interessante ist ja, das auch ein umgekehrtes Problem besteht. Die „Städter“ kommen auch nicht auf das Dorf! Außerdem finde ich, dass man Angermünde nicht unbedingt als Stadt bezeichnen kann! 😉
    PS: Aber ein sehr guter Artikel und spannendes Thema!
    mfg Alexander

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