Von Celin und Darja Lassan und Anne Kühl (10/1)
Gastredakteurinnen der Schülerzeitung InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Die schöne Altstadt Angermünde hat einen historischen Stadtkern, eine noch immer bestehende Stadtmauer und die einzigartige Marienkirche mit der prachtvollen Orgel. Doch es gibt auch umgetretene Mülltonnen, kaputte Scheiben und leere Bierflaschen. Wir sehen auch Jugendliche, die nach der Schule herum lungern. Aber wieso? Eine mögliche Antwort ist: Die Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche reichen nicht aus.
Wird in Angermünde und den umliegenden Dörfern genug für die Jugendlichen getan? In der Stadt mit ihren 9800 Einwohnern gibt es einen betreuten Jugendtreff: das Jugendkulturzentrum „Alte Brauerei“. Dort gibt es Möglichkeiten, sich die Langeweile zu vertreiben: ein Internetcafe, Proberäume für Bands, ein Tonstudio, einen Billiardtisch, einen Dartautomaten, einen Kickertisch, Tischtennis und die Möglichkeit für Basketball. Geöffnet ist die „Alte Brauerei“ montags bis donnerstags von 10 – 22 Uhr, am Freitag von 10 – 24 Uhr und am Samstag von 17 – 24 Uhr. Doch solche Angebote gibt es in der Umgebung leider viel zu wenig.
Für viele Jugendliche weist die Kleinstadt Angermünde Mängel auf, was die Jugendunterhaltung angeht. Doch noch schlimmer wird die Lage, umso weiter man in die ländliche Umgebung der Uckermark fährt. In den Dörfern besteht nicht nur das Problem, dass keine öffentlichen Treffpunkte vorhanden sind, sondern dass man auch kaum Möglichkeiten hat, um in die Stadt zu fahren und dort die schon geringen Angebote zu nutzen. Schlechte Bus- und Bahnverbindungen, die zumeist am Wochenende gar nicht bestehen, verschlimmern die Situation also noch zusätzlich.
Auch die Sozialarbeiterin Anja Wittig, die eine verhaltensauffällige Mädchengruppe therapiert, steht den Freizeitmöglichkeiten in unserer Region ebenfalls kritisch gegenüber.
Auf die Frage, wie sie die heutige Situation der Jugendlichen empfindet, antwortete die junge Sozialarbeiterin: „Das Schlimme an der heutigen Situation ist, dass sich die Straßenkindheit zu einer Medienkindheit entwickelt hat. Noch vor einigen Jahren konnte man die Kinder beim kreativen Spiel in der Natur beobachten. Doch heutzutage wird nach der Schule sofort der Computer, der Fernseher oder die Playstation eingeschaltet.“
Doch was kann man dagegen machen? „In erster Linie müsst ihr als Jugendliche selbst aktiv werden und euch an die zuständigen Personen wenden. Von allein passiert da gar nichts.“
Angermünde ist nur ein Beispiel für nicht ausreichende Jugendfreizeitangebote in ganz Deutschland. In den Städten unserer Republik sind noch gerade so ausreichende Angebote vorhanden, doch je weiter man in den ländlichen Bereich kommt, desto deutlicher treten die Mängel hervor. „Dabei ist es gerade für Jugendliche besonders wichtig, soziale Kontakte zu knüpfen und sich an öffentlichen Orten mit Gleichaltrigen zu treffen.“
Beim Problem nicht ausreichender Freizeitangebote sollte von uns Jugendlichen also Eigeninitiative ergriffen werden, um die zuständigen Personen wiederholt auf dieses Problem aufmerksam zu machen. Sonst wird sich daran nie etwas ändern!
(Der Artikel ist im Zusammenhang eines Projekts im Fach Politische Bildung entstanden.)
Ich finde der Artikel beschreibt das Problem recht gut.
Allerdings denke ich, dass es hilfreich wäre, wenn man nach dem Hinweis „In erster Linie müsst ihr als Jugendliche selbst aktiv werden und euch an die zuständigen Personen wenden. Von allein passiert da gar nichts.“ Anregungen gibt, was man erreichen kann und mit welchen Personen man sich dafür verständigen muss.
Bei mir in der Umgebung (ich komme aus MV) hat nahezu jedes kleine Dorf eine Art „Jugendclub“, welcher meist nur einem kleines Haus oder ein paar Räumen besteht, die zur Verfügung gestellt werden. Dies ist zwar nich viel, jedoch ist es der erste Schritt um die Jugend von dummen Gedanken abzubringen. Natürlich ist der bloße Raum noch nicht alles. Man sollte ihnen auch Beschäftigungsmöglichkeiten bieten und sie bei der Wahl solcher auch mit einbeziehen. Es ist wichtig, dass sie das machen, was sie mögen und womit sie sich identifizieren können.
Um das zu erreichen, sollte man am besten mit dem Bürgermeister reden.
Bei der Bereitstellung wird sicherlich Geld ein Problem sein bzw. eine Rolle spielen. Auch hierfür gäbe es eine Lösung. Man muss nicht versuchen, die Zeit mit der Hilfe von PlaySation und Co. „totzuschlagen“, sondern man kann mit dieser Zeit was Konstruktives machen. Etwas, womit man womöglich Geld verdienen kann. Man kann Fertigkeiten erlangen, welche einem im späteren Leben nützlich sein können oder mit denen man schon heute Geld verdienen kann. Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Und selbst, wenn es nicht ums Geld verdienen geht, versucht eure Zeit zu nutzen. Macht was. Ihr habt sicherlich genauso wie ich bei dem ein oder anderen Internetvideo gedacht: „Cool, das würde ich auch gerne können wollen!“ … Es gibt so viele neue Jugendtrends. Ihr werdet bestimmt etwas finden, was euch Spaß macht. Sucht euch Kollegen, die die gleichen Interessen haben wie ihr. Dann macht alles gleich mehr Spaß. Seht solche Jugendclubs dabei als Basis an. Eine Basis, mit deren Hilfe ihr euch entwickeln könnt.
Also verliert nicht eure Jugend auf der Straße, denn es wäre traurig, wenn sie ungenutzt bliebe.
MFG
Stefan N.
(Schüler der Europaschule Deutsch-Polnisches Gymnasium Löcknitz)
Ich selbst bin fast täglich in der alten Brauerei und muss sagen, dass es zwar ein großes Angebot an Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt, doch vom Gymnasium sehe ich dort herzlich wenig Leute. Und davon haben 90% dort ihren Proberaum.
Leider denke ich auch, dass viele Kinder und Jugendliche, die den ganzen Tag nur auf dumme Gedanken kommen, von ihren Eltern nicht im ausreichendem Maße erzogen wurden. Daran haben Jugendclubs nicht viel Schuld. Weil selbst, wenn sie Dummes anstellen, heißt es nicht, dass sie einen Jugendclub besuchen.
Und ja, die Braue sieht nicht schön aus von der Fassade, aber ich denke nicht, dass Jugendliche daran viel verändern können. Es ist eher eine Geldfrage. Und so wie ich das sehe, fördert die Stadt nicht die Jugend, sondern eher den immer größer werdenden Anteil an älteren Leuten.
MfG
Gordon
Ich finde euren Artikel sehr gut. Ihr habt ein Thema gewählt, welches schon längst mal zur Sprache kommen sollte, denn mal abgesehen von der mehr oder weniger schönen Atmosphäre in der Alten Brauerei finde ich, dass unsere Freizeitangebote ziemlich beschränkt sind.
Der Fairness halber sollte man hier noch auf einen, wie ich finde, sehr ausgedehnten AG-Plan am Einstein Gymnasium hinweisen, der viele Interessenbereiche abdeckt, und vielleicht sogar schon dem einen oder anderen die „Medienkindheit“ erspart.
Mich würde interessieren, wie ihr darauf gekommen seid, euch mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Was hat euch euren Arbeitsanreiz gegeben?
Und eine Frage die die mich ganz besonders interessiert bezieht sich auf die abschließende Bemerkung in eurem Text „Beim Problem nicht ausreichender Freizeitangebote sollte von uns Jugendlichen also Eigeninitiative ergriffen werden[.]“
Habt ihr die Initiative ergriffen und versucht, bei der zukünftigen Gestaltung unserer Freizeitangebote mitzuwirken und wenn ja wie?