Was hinter der Magie steckt

Von Skadi Pest (Kl. 9/3)
Redakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Udo Krause (Uckermärkische Bühnen Schwedt)
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Das Licht geht aus, die Türen schließen sich, das Publikum verstummt. Die Show beginnt. Theater ist Magie. Nicht umsonst ist, trotz YouTube, Fernsehen und Co., diese besondere Form der Kunst auch heute immer noch gut besucht. Und warum? Es  ist live. Es ist echt, nichts ist bearbeitet. Es ist nie perfekt und doch immer wieder atemberaubend. Man spürt jedes Mal aufs Neue den Schweiß und die harte Arbeit, die dahinter stecken und man ist mittendrin.
Ich bin schon immer ein großer Theaterfan. Als ich kleiner war, habe ich immer am lautesten bei Pippi Langstrumpf und Co. mitgesungen. Später in der Schule habe ich mir, auch wenn es immer alle doof fanden, mit Begeisterung das alljährliche Weihnachtsmärchen angeguckt und auch jetzt noch finde ich das Theaterleben total aufregend. Also war für mich natürlich klar, wo ich mein diesjähriges Betriebspraktikum machen würde: hinter den Kulissen der Uckermärkischen Bühnen Schwedt (ubs).
Anders als bei den meisten anderen beginnt mein Praktikum schon am Samstag, da ich bei dem neuen Stück „Blick zurück nach vorn“ gebraucht werde. Nervös stehe ich eine Weile vor der Tür des Intimen Theaters, bis ich sie dann entschlossen öffne. Heute soll die Generalprobe des Stückes stattfinden, morgen die Premiere. Als ich den Saal betrete, werde ich von ca. 20 neugierigen Laiendarstelleraugen angestarrt. Sie sind zwischen 16 und 91 Jahre alt und stammen aus verschiedenen Amateurtheaterprojekten der ubs. Aufgeregt gucke ich mich nach der Person um, die mich die nächsten zwei Wochen am Theater begleiten wird: die Theaterpädagogin Frau Bartsch.
Als ich sie endlich gefunden habe, bekomme ich meine ersten kleinen Aufgaben: ich decke Tische und spiele am Anfang eine winzige Rolle, die daraus besteht „Der Plumser geht um“ zu spielen. Und ich sehe mir das wirklich fantastische Stück an. Es zeigt bewegende, emotionale, aber auch witzige Momente aus verschiedenen Kindheiten. Ich spüre förmlich, wie das Publikum um mich herum in Erinnerungen schwelgt. Gekrönt wird das ganze durch ein gemeinsames Essen.
 

K800_Blick zurück nach vorn (2)

 

K800_Blick zurück nach vorn

 
Nach diesem gelungenem Abend und der Premiere am nächsten Tag soll aber für mich „der Ernst des Theaterlebens“ beginnen. Die nächsten zwei Tage verbringe ich hauptsächlich mit meiner „Mentorin“ und zwei sehr netten Dramaturgen im Büro. Ich lese Drehbücher, kopiere und erledige allerhand Schreibtischzeug. Aber natürlich ist auch das Teil des Berufs. Obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass mein Praktikantenstatus etwas ausgenutzt wird.
Zwischendurch darf ich mir sogar Stücke wie „Pinocchio“ angucken. Ich fühle mich wieder wie ein kleines Kind, während ich zwischen lauter begeisterten Kindergartenkindern Meister Geppetto, der kleinen Fee und Co. beim Hüpfen, Tanzen und Singen zuschaue. Die niedlichen Kinderstücke haben es mir angetan: auch das Textbuch des diesjährigen Weihnachtsstückes „Der gestiefelte Kater“ lese ich mit Begeisterung. Ich darf mir sogar das fast fertige Bühnenbild angucken und mir eine der Beleuchtungsproben ansehen.
 

K800_Pinocchio

 

K800_Pinocchio (2)

 

K800_Der Gestiefelte Kater (2)

 

K800_Der Gestiefelte Kater

 

Doch die Theaterarbeit ist mehr viel mehr als Schreibtischarbeit. Als Theaterpädagoge arbeitet man vor allem mit Menschen. Ich helfe bei der Betreuung einer Kindergruppe, schaue mir eine Probe der 12. Klasse des Schwedter Gauß-Gymnasiums zum 9. November-Projekt „Salas Geheimnis“ an und darf sogar einen Tag nach Eberswalde zu dem wirklich beeindruckenden Ein-Mann-Stück „Bis ans Limit“ an eine Oberschule mitfahren. Das Besondere an diesem Stück ist, dass es zeigt, dass Theater auch für Jugendliche nicht immer langweilig sein muss. Doch vor allem hat es die 9. Klassen einer ganz normalen deutschen Schule für 45 Minuten zum Schweigen gebracht. Ein Wunder? Ich würde sagen „Bis ans Limit“ enthält einfach die perfekten Mischung aus Ernsthaftigkeit und jungem Humor. Und ist zudem so grandios gespielt, dass es einen einfach in seinen Bann zieht.

 

K800_Bis ans Limit (2)

 

K800_Bis ans Limit

 
Und jetzt, am Ende des letzten Tages, stehe ich lange in der Tür und denke über die hinter mir liegenden zwei Wochen nach. Ich habe so viele neue Facetten vom Theater gesehen und tolle Leute kennen gelernt. Ich bin verzaubert vom Theaterleben. So viele unterschiedliche Menschen: Techniker, Schauspieler, Bühnenbildner, Autoren. Die alle zusammenarbeiten müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Ich konnte mir vorher gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit hinter so einer Vorstellung steckt. Es ist harte Arbeit.  Man hat eigentlich immer einen vollen Terminplan und generell wenig Zeit. Aber sie lohnt sich. Ich blicke noch einmal melancholisch den Flur entlang, bevor ich die Tür des Bühneneingangs schließe und damit meine erste Zeit als „Theaterinsider“ offiziell beende.

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