Nazis mögen kein Origami

Text und Fotos: Laura Promehl (Abitur 2014 am Einstein-Gymnasium Angermünde)
Gastredakteurin bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Kein Ort für Nazis

 
Am Samstag, dem 12. September 2015, an dem Petrus das passende sonnige Wetter schickte, feierte man in Angermünde das 9. Kreisintegrationsfest. Knapp 300 Asylbewerber und Mitbürger ausländischer Herkunft trudelten gegen 13:00 Uhr auf dem Klosterplatz ein. Die Kinder der zahlreich erschienenen Familien stürmten nach der Ankunft auf die Hüpfburg und andere Attraktionen. „Vielfalt. Das Beste gegen Einfalt.“ stand als Motto auf in der Stadt verteilten Plakaten und wurde voll ausgelebt. Die Stimmung war so anhaltend gut wie das Wetter und alle genossen anregende Gespräche, gutes Essen und das Bühnenprogramm.
Bei dieser friedlichen, ausgelassenen Stimmung durfte ein für Angermünder mittlerweile populäres Friedenssymbol nicht fehlen: der Kranich.
 
Fleißiges Falten
Fleißiges Falten

 
Fünfzehn engagierte Schülerinnen und Schüler des Religionsunterrichts am Einstein-Gymnasium falteten mit Kindern Kraniche, um eine Girlande für das Asylbewerberheim zu gestalten. Aber nicht nur die Kinder wurden von dieser Aktion angesprochen. Auch die Erwachsenen und Jugendlichen waren begeistert und falteten oft sogar mehrere Kraniche.
 
Die jüngste Generation beim Falten unter Anleitung
Die jüngste Generation beim Falten unter Anleitung

 
 
Auch Jugendliche waren an der Aktion interessiert
Auch Jugendliche waren an der Aktion interessiert

 
 
Wir blickten nur in glückliche Gesichter
Wir blickten nur in glückliche Gesichter

 
Wir waren über die Deutschkenntnisse einiger Kinder und Erwachsener durchaus erstaunt. So konnten sie uns auch in freundschaftlicher Atmosphäre von ihrer Vergangenheit erzählen, bei der wir so manche Träne verdrücken und so manchen Kloß im Hals verschlucken mussten. Aber auch wenn nicht eine Sprache gesprochen wurde, konnte man sich verständigen, denn man war durch die Anleitung zum Falten verbunden.
Nach etlichen verknoteten Händen, verbrauchten Papierblättern, lachenden Gesichtern und fertigen Kranichen, hingen drei Girlanden bunt leuchtend und gut zu sehen auf dem Klosterplatz. Nun sind sie auf dem Weg ins Asylbewerberheim.
 
Übrig gebliebene "Falter" und begeisterte Syrer umrahmen drei Kranichgirlanden
Übrig gebliebene „Falter“ und begeisterte Syrer umrahmen drei Kranichgirlanden

 
Am Ende dieses Tages setzten wir „Falter“ uns zusammen. Wir lächelten und waren zufrieden.  Das war ein Tag, an den man nach schlechten Erlebnissen zurück denkt und wieder ein lachendes Gesicht vor sich im Spiegel sieht.
Ein Blick in die Zeitung und es ist klar: Kein Thema ist unter den Menschen so präsent wie die von den Medien betitelte „Flüchtlingskrise“. Verfolgung, Folter, Vergewaltigung, Krieg, Zerstörung der Existenzgrundlage – Gründe, warum täglich Menschenmassen ihr Leben riskieren, in der Hoffnung, in einem anderen Land Asyl zu bekommen und dieses Leben zu retten.
Leider gibt es bei diesem Thema auch Gegenstimmen. Sogenannte „besorgte Bürger“ verhindern ein Ankommen und Sicher sein. Gefühle, die für uns Deutsche selbstverständlich sind. Doch uns muss bewusst sein, dass es wahrlich keine Leistung ist, hier geboren zu sein. Es ist ein Privileg, das uns hätte verwehrt bleiben können. Dieses Privileg gilt es zu teilen. Mit Menschen, die sich auf den Weg zu uns machten und angekommen sind.

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