Politik zum Anfassen

Text und Fotos: Ben Schneider (Abitur Juni 2015 am Einstein-Gymnasium Angermünde)
Gastredakteur bei InVitrO – Die Schülerzeitung im Schaukasten und im Internet
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Wann hat man schonmal die Gelegenheit, das Bundeskanzleramt zu besuchen? Den größten Regierungskomplex der Welt kennt man sonst nur aus dem Fernsehen. Näher als bis zum hohen Zaun kommen die Bürger in der Regel nicht. Doch einmal im Jahr öffnen die Bundesregierung  und die Bundespressekonferenz ihre Tore, um dem Volk einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.
So auch in diesem Jahr, als alle Türen im Regierungsviertel am 29. und 30. August den Menschen offen standen. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Ich machte mich also mit der Bahn auf den Weg nach Berlin. Am Hautbahnhof angelangt ging ich erst einmal zum Gebäude der Bundespressekonferenz (BPK). Das Wetter hatte die Bundesregierung dieses Jahr auf ihrer Seite. Mit Sonnenschein und strahlend blauen Himmel zeigte sich das Regierungsviertel von seiner schönsten Seite.
Als ich das Gebäude der BPK erreichte war das Foyer bereits voll. Ich ging also die Treppe hinauf, die mich zum berühmten Saal führen sollte. Als ich erschien, war die Bürgerpressekonferenz schon in vollem Gange. Ich schaffte es, mir noch einen Platz im Raum zu sichern. Und dort saßen sie. Vor der blauen Wand, in einer Reihe. Die Sprecher der Ministerien, allen voran der Regierungssprecher Steffen Seibert.
 

Diesen Bild kennt man sonst nur aus dem Fernsehen
Diesen Bild kennt man sonst nur aus dem Fernsehen

 
Bürger hatten hier nun die Möglichkeit, wie in einer richtigen BPK Fragen an Sprecher und Regierung zu stellen. Von Griechenlandkrise über die aktuelle Situation der Flüchtlinge bis hin zum Verhältnis zwischen Medien und Politik. Immer bemüht, verständlich zu antworten, gleichzeitig aber nicht bitterernst zu sein, stellten sich die Sprecher den Fragen der Bürger. Die Zeit verging dabei wie im Fluge. Nicht jede Frage konnte beantwortet werden, dennoch schienen die Menschen im allgemeinen zufrieden mit dem Ergebnis zu sein. Und so verließen viele mit einem Lächeln auf dem Gesicht den Saal. Doch ich blieb noch sitzen.
Im Anschluss sollte Gregor Gysi, derzeit noch Fraktionsvorsitzender der Linken, sich Fragen der Bürger stellen. Der Saal war bald wieder voll und das Schauspiel begann von neuem. Gysi nahm Stellung zu aktuellen Themen wie dem Euro, den Flüchtlingen und der sozialen Gerechtigkeit. Dabei schreckte er auch nicht vor harter Kritik an der aktuellen Regierung der großen Koalition zurück. Auch hier gab es wieder mehr Fragen als beantwortet werden konnten. Die Stunde war schnell vorüber und die nächsten Gäste warteten schon vor der Tür.
Nach einem kleinen Snack am Wegesrand machte ich mich auf den Weg in das neue Bildungsministerium direkt am Spreeufer. Mit zukunftsweisenden Technologien erbaut ist es eines der energieeffizientesten Regierungsgebäude. Eine riesige Brennstoffzelle versorgt das Gebäude mit Strom. Die Wände sind wassergekühlt. Jeder Schnick-Schnack ist vorhanden. Während der Führung musste ich mich das ein oder andere Mal fragen, ob wirklich alle Anschaffungen notwendig gewesen sind. Das Büro der Bildungsministerin Johanna Wanka war sicherlich das Highlight. Eine Sicht über das Regierungsviertel wie sie es kein zweites Mal geben wird. Im Flur eine Galerie aller deutschen Nobelpreisträger. Da möchte man doch selbst gerne einmal Minister sein.
 
Aus dem Büro schaut man direkt zum Bundeskanzleramt und die Spree
Aus dem Büro schaut man direkt zum Bundeskanzleramt und die Spree

 
Der Tag neigte sich schon langsam dem Ende. Mit einem sehnsüchtigen Blick schaute ich Richtung Kanzleramt. Alle Jahre zuvor war es immer mit sehr langen Wartezeiten verbunden, das Zentrum der deutschen Macht betreten zu können. Ich wagte trotzdem den Versuch, es zu probieren. Etwas überrascht kam ich am Kanzleramt an und es war keine lange Schlange in Sicht. So gelangte ich schnell durch die Sicherheitskontrolle und plötzlich stand ich im Ehrenhof. Der Ort, an dem sonst nur Staatsgäste empfangen werden, gehörte an diesem Tag dem Volk. Man konnte die Limousine der Bundeskanzlerin begutachten, sich die Geschenke der Staatsgäste anschauen, durch den Kanzlergarten flanieren oder einfach die Architektur des Regierungssitzes bewundern.
 
Sonst stehen hier nur Staatsgäste aus aller Welt
Sonst stehen hier nur Staatsgäste aus aller Welt

 
Der Tag im Regierungsviertel war auf jeden Fall ein Erlebnis und ist doch nur ein Bruchteil des gesamten Angebotes. Nutzt auch ihr die Möglichkeit, einmal hinter die Kulissen der Politik zu blicken und euch selbst ein Bild von der Arbeit unserer Regierung zu machen. Auch im nächsten Jahr wird die Bundesregierung sicherlich wieder ihre Pforten öffnen. Erschöpft und überwältigt von den vielen Eindrücken, die dieser Tag bei mir hinterlassen hat, werde ich das nächste Jahr garantiert wieder die Gelegenheit nutzen.

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